Wie das eben immer so ist: Manche Platten aus den USA erscheinen in Deutschland, so sie denn überhaupt jemals die hiesigen Plattenhändler erreichen, mit erheblicher Verspätung. So auch im Fall von „Red Giant“, dem bereits dritten Album von CENTURY, welches im August 2011 das Licht der Welt erblickte und bei uns nun mit fast einem halben Jahr Verzögerung erscheint. Was die drei Amerikaner hier abliefern, scheppert mit ordentlicher Wucht aus den Boxen und lässt in vielen Momenten Erinnerungen an ihre Vorbilder aus der Hardcore- und Metal-Ecke wach werden. Musikalisch eindeutig zuzuordnen ist der Mix aus treibenden Punk-Riffs, Breakdowns, verschleppten Strukturen und rhythmischem Riffing nur schwer – alleine durch die angepisste Attitüde, welche sich in der Musik, den Texten und vor allem im Gesang zeigt, kommt das Ganze allerdings doch am ehesten als intensive Hardcore-Platte der härteren Gangart daher.
Zwar verzichten CENTURY nicht auf Melodien – insgesamt dominieren allerdings fett produzierte Riffs und Aggression. Dass es die Band nicht darauf anlegt, Gefangene zu machen, zeigt sich bereits im Opener „Lobotomy“: Ohne eine große Hinführung peitscht treibendes Punk-Drumming den Song gemeinsam mit den beiden abwechselnden, angepissten Stimmen von Carson Slovak und Ricky Armellino ohne Gnade nach vorne. Die Abwechslung der beiden Stimmen macht sich sowohl hier als auch auf Albumlänge immer wieder bemerkbar, variieren die beiden Sänger doch in ihren Tonhöhen und wissen sich im gemeinsamen Shouten harmonisch prächtig zu ergänzen. In manchen clean gesungenen Passagen erinnert das Ganze dann in seiner Eingängigkeit tatsächlich beinahe an Alternative Metal und weiß dem Genre-Mix eine weitere spannende Komponente hinzuzufügen.
Mit der unglaublichen Intensität, die „Red Giant“ ausstrahlt, erinnern manche Teile mit ihrer Wucht und den häufig abgedrehten Rhythmus-Strukturen an Bands wie Refused, ohne allerdings deren große Experimentierfreude zu wagen. Gleiches gilt hier für manche Teile, deren Fixierung auf Rhythmik teilweise Djent-Bands wie Meshuggah heraufbeschwört, ohne allerdings deren Komplexität auch nur erreichen zu wollen. Auch Blastbeats, wie im mächtigen „Obelisk“ finden sich auf der Platte, womit Bands wie Slipknot auch nicht weit sind. Dass das alles in bekannten Strukturen verläuft und nicht die große Klasse der Vorbilder erreicht, ist nicht nicht schlimm – die klassischen Pfade wissen CENTURY absolut treffend zu beschreiten.
Bei alle dem brutalen Geballer kommen aber auch die atmosphärischen Teile, wie zum Beispiel im Albumhighlight „The Hell“ nicht zu kurz, welcher zeigt, wie cleveres Songwriting funktioniert: Traurige verzerrte Gitarrentöne treffen auf einen schleppenden Trommelwirbel, kurze rhythmische Teile treffen auf Flächen und hinter einen sehnsüchtigen Gesang mischt sich sogar plötzlich ein Klavier.
Insgesamt ist „Red Giant“ eine räudige Hardcore-Metal Platte mit Punk-Attitüde, welche in vielen Momenten Erinnerungen an die großen Vorbilder von CENTURY hervorruft, eine gewisse Eigenständigkeit dabei aber nicht vermissen lässt.
Wertung: 7.5 / 10