Review Chaos Synopsis – Kvlt Of Dementia

Ein katholischer Priester mit bösem Blick also, der an diversen blutigen Ketten reißt, an denen ein augenloser, stark gequälter Messdiener mit Geisterfratze hängt, schmückt das aktuelle Werk von CHAOS SYNOPSIS namens „Kvlt Of Dementia“. Das sind Momente aus ganz bitterer Situationskomik, die sich ergeben wenn man ein solches Cover frisch aus dem Paket in den Händen hält und im Hintergrund auf diversen Nachrichtensendern dazu parallel der Missbrauchsskandal an kirchlichen Einrichtungen thematisiert wird.

Abgesehen von einem Riecher für pikante Coverartworks zur passenden Zeit verfügt das Dreiergespann aus Brasilien laut Plattenfirma über eine explosive Mischung aus Death und Thrash Metal mit Blackeinsprengseln. Klingt mehr als interessant, also rein mit dem Silberling in die Abspielkimme. Der erste Eindruck der sich beim Opener „Postwar Madness“ ergibt, ist durchaus sehr positiv. Ein recht klassisch sägendes Deathriff wird hier aufgefahren und mit äußerst druckvollem Drumming nach allen Regeln der Kunst unterballert, sodass man schon innerhalb weniger Sekunden einen ganz eingängigen Höreindruck hat. Der Sound ist für meine Begriffe ein wenig zu drumlastig, zumindest was die Bassdrums angeht, dort ergibt sich ein leicht matschender Klang. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist auch das Standartgegrowle, welches in den meisten Songs trotz gelegentlicher Varianzen dominiert. Es klingt etwas heiser und mich erinnert es frappierend an Nergal von Behemoth zu “Demigod”-Zeiten, als der Gute seine Growls wegen Stimmproblemen stark mit dem Computer verhallt und potenziert hat. Stellenweise ergibt sich demzufolge ein leicht gezwungener Eindruck der Vocals, es klingt überanstrengt. Hier gilt aber auch das generelle Gebot der Geschmackssache, möglicherweise ist diese Stimmfarbe ja auch ganz gewollt. „Sarcastic Devotion“ rödelt munter groovend als zweites Lied und ist im Weiteren recht thrashig und äusserst variabel in der Rhythmusführung, langweilig wird CHAOS SYNOPSIS innerhalb eines Liedes recht selten. Wohlgemerkt „innerhalb“, später dazu mehr! „Only Evil Can Prevail“ sodenn kommt etwas getragener daher und wartet mit einem viel zu leisen Gitarrensolo auf. Spätestens hier tritt der erste Ärger mit dem drumlastigen Sound auf: Dieses Lied hat eigentlich ein ganz flottes, sirrendes, sich im Songverlauf cool änderndes Grundriff. Dieses muss in seiner Epik aber große Abstriche machen, da es schon im Midtempo-Schlagzeuggewummer ziemlich böse untergeht. Hinzu kommt noch ein sehr düsteres Grundambiente, das dem Sound eine gewisse Dumpfheit gibt.
In vielen prominenten Beispielen kann das zu einem sehr epischen Höreindruck führen, bei CHAOS SYNOSPSIS gelingt dies deshalb nicht ganz, weil das Zusammenwirken der Instrumente und der ziemlich anstrengenden Vocals in hektischen Momenten sehr überladen wirkt und somit die Dumpfheit an manchen Stellen einen ziemlichen Brei produziert. „LXXXVI“ ist eines der Highlights des Albums, hier ist das Drumming wirklich ausnahmslos richtig mitreißend, wenig überladen und es wird die vollen 4 Minuten richtig geholzt. Zahlreiche liebevolle Details und ein knalliger Blastbeat lockern das knackige Lied gut auf. Auch „Expired Faith“ (cooler Songtitel) ist aufgrund des ausgesprochen kreativen Riffings sehr unterhaltsam. Hier kann man in den Lyrics auch, wenn man so will, den von der Plattenfirma gegebenen Hinweis auf die Black Metal-Schlagseite ausmachen. Ganz schön häretisch. Nur: Abgesehen von den Lyrics und dem Cover bleibt der „Kvlt Of Dementia“ seinen vermeintlichen Black Metal-Einfluss eigentlich schuldig. Vielleicht haben sie das (Achtung, Kalauer!) einfach ganz vergessen. Genug der schlechten Scherze, CHAOS SYNOPSIS bewegt sich irgendwo zwischen groovigem Death Metal und ballerndem Thrash Metal, lediglich Lieder wie „Spiritual Cancer“ weisen teils echte Black Metal-Einflüsse auf, ähnlich dem blackened Death von zum Beispiel neueren Behemoth-Alben. Das Death-Cover „Zombie Ritual“ ist eher mittelmäßig gelungen, ansonsten können die Lieder durchaus begeistern, einige Highlights habe ich benannt.

Ein Knackpunkt, ob „Kvlt Of Dementia“ ein anschaffenswertes Objekt ist, ist die Frage, ob der recht invariable und teils auch gewöhnungsbedürftige Sound über eine ganze Albumlänge akzeptabel und wünschenswert ist. Es ist nicht so, dass die Lieder für sich betrachtet sehr einheitlich klingen, aber in der Masse von 12 Stück klingen sie aufgrund der dumpfen Produktion sehr ähnlich. Thrashriff meets aggressives Drumming meets Nergal mit Hüsterken. Es ist anzuraten, sich auf der Myspaceseite der Herren ein oder zwei der Lieder reinzutun und dann zu entscheiden ob der etwas ungewöhnliche Sound stört oder nicht. Im Falle einer Toleranz der Klangmischung kann man auch die Kaufempfehlung für dieses Werk geben.
(Tobi H.)

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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