Review Chimaira – Crown Of Phantoms

  • Label: E1 Entertainment
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Groove Metal

CHIMAIRA nehmen ihren Bandnamen im wahrsten Sinne wörtlich; in der griechischen Mythologie handelt es sich dabei um ein Mischwesen (u.a. mit drei Köpfen) und ebenso wandelbar zeigten sich die Clevelander im Laufe ihrer mittlerweile fünfzehnjährigen Bandgeschichte auch. Alleine die Metal1.info-Datenbank weist sie mal als Thrasher, mal als Industrialband aus und im Jahr 2013 passen, so viel sei vorweg gesagt, auch noch andere Stempel.

„Crown Of Phantoms“ heißt die neue Platte, die die Band nicht nur besetzungstechnisch runderneuert zeigt. Mit Mark Hunter ist seit 2011 nur noch ein Gründungsmitglied an Bord und wenn es sich dabei nicht ausgerechnet um den Frontmann und heimlichen Patriarch handeln würde, sollte man wohl eher von einer komplett neuen Band sprechen. Muss man aber glücklicherweise nicht, denn Hunter hat viel vom alten Feeling, vom Groove vergangener Tage mitgenommen und mit seinen neuen Mitstreitern dies mit einer gehörigen Portion Aggressivität und Brutalität ergänzt.
Das merkt man dem Album von der ersten Note an, sofort wird, wenn auch ausgesprochen filigran, losgeprügelt. Die Musik bewegt sich auf einem bemerkenswert hohen technischen Niveau, woran nicht zuletzt Emil Wrestler an der Leadgitarre „Schuld“ trägt, er schüttelt sich ein Solo nach dem nächsten aus dem Ärmel und platziert es punktgenau auf die hämmernden Riffs, welche von einer treibenden Rhythmusarbeit begleitet werden. Die Songs sind zwar selten wirklich schnell, Stichwort bleibt hier Groove, aber man scheut sich schon nicht, auch mal Gas zu geben. Meiner Meinung nach sind CHIMAIRA dann sogar am besten, wobei man hier differenzieren muss, würden sie auf der gesamten Strecke Tempoarbeit verrichten, wäre es möglicherweise schon gar nicht mehr so cool. So lassen aber vor allem das kurz-knackige „All Thats Left Is Blood“ und das titelgebende „Crown Of Phantoms“ aufhorchen, bei denen die Amis die Bestie mal so richtig von der Leine lassen.
Zu ALLEN Songs kotzt Hunter sich so richtig aus, mag man einerseits vielleicht etwas die fehlende Variabilität bemängeln, ist es aber doch erstaunlich, wie facettenreich er agiert, obwohl sein Stil eigentlich immer zumindest recht ähnlich ist. Die Mischung aus Keifen und Growlen, die man gar nicht so leicht beschreiben kann, ist sicher prägend für die Band im Allgemeinen und für das neue Album im Speziellen.
Ein Wort noch zum Sound. In einer Zeit, in der jede Schülerband nach drei Monaten mit etwas technischem Know-How einen ganz passablen Klang erzielen kann, wird darüber kaum noch geredet, weil man es einfach voraussetzt. „Crown Of Phantoms“ ist aber sicher auch deshalb so gut, die Songs klingen homogen und transparent auf der einen Seite, haben aber andererseits auch mächtig viel Druck zu bieten. Die Snare peitscht, die Bassdrum knallt, die Gitarren klingen in Verbindung mit dem Bass richtig fett. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, sind es die etwas zu dezenten Keyboardeinsätze, hier hätten CHIMAIRA noch etwas mehr Abwechslung schaffen können, aber das ist nun wahrlich ein kleiner Wermutstropfen.

Wer harte, brutale Musik schätzt und ein wenig Zeit mitbringt, sollte sich „Crown Of Phantoms“ dringend zulegen. Die Platte braucht ein paar Durchläufe, bis sie richtig zündet, aber dies sollte man ihr schon zugestehen, allemal besser, als wenn sie nach fünfmaligem Hören verbraucht schon wieder im CD-Regal verstaubt. CHIMAIRA bleiben auch nach der Frischzellenkur CHIMAIRA.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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