Review Chris Cornell – Higher Truth

CHRIS CORNELL ist wohl im Bereich der harten bzw. alternativen Musik am ehesten dass, was man landläufig unter dem Begriff „Rockstar“ versteht. Mit Soundgarden prägte der charismatische Frontmann eine ganze Generation und mit Audioslave half er den Fans über den Schmerz der Auflösung von Rage Against The Machine hinweg. Nun steht mit „Higher Truth“ das fünfte Soloalbum des Mannes in den Regalen.

Auf diesem bietet CHRIS CORNELL allerdings das genaue Gegenteil von dem, was man von seinen Bands gewohnt ist. Die zwölf Tracks (plus vier Bonustracks) zeigen den Mann von seiner ruhigen Seite, was in einer Ansammlung von düsteren Akustiksongs resultiert, die nicht selten in Akustik-Pop-Regionen abdriften, einen Bereich, denn CORNELL seit den 90ern nicht mehr betreten hatte.
Was damit einhergeht, ist ein Gefühl von Sicherheit, oder besser: Das Gefühl, dass CHRIS CORNELL auf „Higher Truth“ auf Nummer sicher gehen wollte. Keine Frage, er klingt fantastisch – vielleicht sogar so gut wie seit „Euphoria Morning“ (seinem 1999er Solodebüt) nicht mehr – und auch die Produktion, für die Brendan O’Brian verantwortlich zeichnet, ist grandios. Nur die Songs sind eben nicht annähernd so gut wie beispielsweise auf „Euphoria Morning“.
Natürlich gibt es einige herausstechende Nummern, wie den Opener „Nearly Forgot My Broken Heart“, das mit einem anschwellenden und im Ohr bleibenden Refrain punkten kann und zudem mit Anleihen aus Roots-Musik und Alternativ-Rock-Dynamiken an die letzte Robert-Plant-Platte erinnert. „Worried Moon“ hingegen beginnt vielversprechend, kann dieses Versprechen jedoch nie ganz einlösen. Der Titeltrack „Higher Truth“ verkörpert exemplarisch das Problem der gesamten Scheibe: Der Song mäandriert sich aus den Boxen und kehrt immer wieder zu einem Chorus zurück, der wohl kaum einem im Gedächtnis bleiben wird. Prinzipiell nicht schlecht gemacht, aber auch nichts, was einen zu Tränen rühren würde, hätte man es verpasst. „Before We Disappear“ hingegen überzeugt wiederum mit einem wunderschön-melancholischen Refrain, der sich sofort im Gehör festsetzt.

Wede Hui noch Pfui, weder Fisch noch Fleisch – „Higher Truth“ ist weder ein schlechtes Album, noch eines, das wirklich begeistert. Es hat seine großartigen Momente, zu großen Teilen jedoch plätschert die Platte vor sich hin, ohne Wellen zu schlagen und eignet sich damit primär, um irgendwo im Hintergrund zu laufen und dabei nicht zu sehr aufzufallen. Für einen Künstler dieser Größe und Fähigkeit ist das jedoch eindeutig zu wenig.

Wertung: 6 / 10

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