CHRIST AGONY, das inzwischen fast zum Solo-Projekt von Cezary „Cezar“ Augustynowicz geworden ist, hat es seit seiner Gründung 1990 auf neun Studioalben sowie diverse EPs, Singles und Sampler-Beiträge gebracht. Nach dem 2016 erschienenen „Legacy“ melden sich CHRIST AGONY nun mit „Anthems“ auf dem schwarzmetallischen Parkett zurück. Das englische Wort „Anthems“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „Hymnen“.
In jedem Fall weckt der Titel des neuen Albums also große Erwartungen. „Legacy“ hinterließ vor neun Jahren bleibenden Eindruck und wurde für seine dichte Atmosphäre und seinen rauen Charme gelobt. Umso erfreulicher, dass diese Attribute im Black- und Death-Metal-Mix von CHRIST AGONY auch 2025 die Grundpfeiler für „Anthems“ bilden. Das schwere „Empire Of Twilight“ eröffnet mit schleppenden Riffs, die stark an CELTIC FROST erinnern. Trotz abwechslungsreicher Arrangements, dynamisch passender Drums, genretypischem Gesang und Tempowechseln will „Empire Of Twilight“ als Opener jedoch nicht so recht zünden. Leider kann sich auch das anschließende „Throne Of Eternal Silence“ nicht abheben. Bei durchaus guten Ansätzen wirkt der Song stellenweise recht lustlos, und die Instrumente plätschern zu sehr nebeneinander her.
Dann jedoch wendet sich das Blatt. „Sanctuary Of Death“ bringt mit fiesen Gitarrenläufen, stampfenden Drums und stimmigen Tremolo-Layern erstmals richtig Stimmung ins Album. Die zusätzlich dichte Atmosphäre und die Tempovariationen machen den Titel zu einem echten Highlight. Neben aller Wut bergen die Harmonien sogar eine tragische Schönheit in sich. Der midtempolastige Start von „Rites Of The Black Sun“ erinnert anschließend etwas an neuere BEHEMOTH, ohne jedoch als bloße Kopie durchzugehen. Auch dieser Song überzeugt durch eine dichte, dynamische Atmosphäre und eine Vielzahl großartiger Riffs.
Im weiteren Verlauf könnte man fast ein wenig wehmütig werden. Es entsteht der Eindruck, dass sich CHRIST AGONY mit der Anordnung der Tracklist keinen Gefallen getan haben. Die wuchtigen Gitarrenwände von „Empire Of Twilight“ hätten einen tollen Kontrast zum treibenden Charakter von „Dark Waters“ gebildet – ein Song, der nicht nur mit erhabenen Stimmungen, sondern auch mit feinen akustischen Spitzen aufwartet. Spätestens hier wird außerdem klar, welches Potenzial in den Melodien und Arrangements von CHRIST AGONY steckt und warum sie in der Szene mit Respekt genannt werden.
Wenn dann das Finale „Nocturnal Dominion“ sogar einen Hauch alter DIMMU BORGIR versprüht und seinen bissigen Drive mit fast schon „schönen“ akustischen Einsprengseln garniert, verstärkt sich die erwähnte Wehmut noch. Denn eines ist sicher: „Anthems“ macht richtig Spaß. Dass dies im konventionellsten Sinne gemeint ist, schmälert das Ergebnis keineswegs. Im Gegenteil – die Reminiszenzen an CELTIC FROST, BATHORY und vieles, was darauf folgte, verstärken den positiven Eindruck nur. Doch da der Einstieg mit den ersten beiden Titeln etwas träge ausfällt, ergibt sich trotz der klaren Steigerung im weiteren Verlauf ein zu starkes dynamisches Gefälle. Hätte man diese Songs anders platziert, wäre dieser Eindruck sicher abgemildert worden. So aber fehlt „Anthems“ gerade zu Beginn etwas der Schwung.
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Wertung: 7.5 / 10

