Review City Sleeps – Not An Angel

Die Covergestaltung des Debütalbums der aus Atlanta stammenden CITY SLEEPS erinnert mich doch stark an die Ästhetik der Quentin Tarantino Filme. In der Annahme, dass sich dahinter irgendeine Hardcore- oder Emocore-Kapelle versteckt, mit der ich nichts anfangen kann, ließ ich die CD zunächst lange auf dem Stampel „Ausstehende Promos“ liegen.

Der erste Hördurchgang des ziemlich genau 40-minütigen Werks mit dem illustren Titel „Not An Angel“ fiel dann aber doch überraschend aus. Ganze 13 Tracks passen in diese kurze Spielzeit, dabei weisen die Songs durchgehend eine Spieldauer zwischen drei bis vier Minuten auf – das Intro „Hotel“ sowie das Outro „Check Out“ einmal ausgenommen.

Das Album startet mit edel poliertem, leicht orchestralem Britpop mit Kitschbonus im „Hotel“, um dann mit dem nachfolgenden „Prototype“ gleich klarzumachen, wo es langgeht: Stürmische, aber einprägsame Gitarren weisen uns den Weg zu einer ohrwurmigen Strophe und einem Refrain, der euch garantiert nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. Der Sound ist drückend, modern, ausproduziert, ganz klar auf Video-Hitsingle ausgelegt. Wer also amerikanischen Alternative Rock mit einer leichten College Rock-Schlagseite und dem damit logischerweise einhergehenden unterschwelligen Popappeal mag, der sollte hier hinhören und – soviel nehme ich mir mal heraus – das Liedchen lieben. Eine gelungene Bridge gibt es ebenfalls, ehe es absolut tanzbar mit „Just Another Day“ weitergeht. Sowas läuft in Alternative Rock-Discos, sowas gehört dort hin. Schwebende Atmosphären-Synthies, leichte Gitarrenlicks, nettes Riffing, das eine oder andere auffordernde Klatschen aus dem Studio. Hier kommt einfach gute Laune rüber, das spornt an, richtet auf. Der Titeltrack startet zunächst ruhiger und erinnert von seiner Instrumentierung zunächst stark an die großen Songs von Poets Of The Fall, wozu sicher aber auch der Gesang von Ely Dye beiträgt. Später nimmt der Song mehr fahrt auf und weiß mit seinen einladenden Melodien einfach zu gefallen. „Walkers Ridge“ wartet anfangs mit Akustikgitarre auf und erinnert einmal mehr an Videos mit Schulmädchen, dem Pausengong, grünen Sommerwiesen und verliebten jungen Menschen. Toll. Einfach. Aber einfach toll!

CITY SLEEPS erfinden das Rad wie so oft nicht neu, sind nicht besonders tiefgehend, auch nicht besondere Könner an ihren Instrumenten. Aber sie wissen, was sie machen wollen und machen ihre Sache eben sehr gut. Ganz klar für ein definiertes Publikum, aber das wird „Not An Angel“ in den siebten Himmel loben. In „Ordinary High“ gefallen vor allem die schönen Synthieleads, die so auf der Platte einmalig sind. „I Can’t Make Love To You“ ist dann eine bittersüße Popnummer, voller Schmalz, mit den üblichen Teenielyrics. In „Sleep With Me“ gibt es das ganze noch eine Nummer kitschiger. Na und, ists schlimm? „Check Out“ nimmt dann die Melodie des Intros mit anderer Instrumentierung wieder auf und beendet ein rundes Album.

Lange Rede, kurzer Sinn: Auf „Not An Angel“ gibt es zehn Mal Alternative College Rock wie er im Buche steht. Dazu zwei nette einrahmende Ideenschnipsel und einen keineswegs schlechten, aber nicht ganz so überzeugenden instrumentalen Bonustrack. Das Album wirkt nicht zu kurz, macht immer wieder Spaß und unterhält einfach hervorragend. Die Produktion von John Feldmann, der schon mit solch erfolgreichen Bands wie The Used, Good Charlotte oder Atreyu gearbeitet hat, ist auf der Höhe der Zeit und lässt die Musik in glänzendem Licht erstrahlen. Ich wünsche der Band wirklich Erfolg auf dem Mainstream-Markt. Sie haben es verdient. Anchecken.

Wertung: 8.5 / 10

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