Review Cleaning Women – Intersubjectivity

[Post-Punk / Synth-Pop / Indie] „Wir kommen vom Planeten Clinus und wir sind hier, um die Welt zu retten.“ Dass dies in diesen Zeiten ein lobenswerter Ansatz ist, steht außer Frage – und obwohl diese Aussage durchaus auch Zeugnis des recht schrägen Humors der Finnen von CLEANING WOMEN ist, steckt ein bisschen mehr dahinter: Denn die Band baut ihre Instrumente selbst und nutzt hierfür ausrangierte Haushaltsgeräte und Schrott unterschiedlichster Herkunft. Ökologisch ohne Frage wertvoll, aber wie klingt das Ganze?

Auch wenn der Verdacht nahe liegt: „Intersubjectivity“ ist keine Industrial-Platte, die CLEANING WOMEN sind eher Indie, Synth-Pop und ein bisschen Post-Punk – und dabei gar nicht mal so avantgardistisch, wie man zuerst vermuten mag. Denn überraschenderweise klingt das selbstgebastelte Instrumentarium mehr nach Drumcomputer und Synthesizer, als man anfangs vermuten möchte. Hierfür ist sicherlich auch Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) verantwortlich, der das Album gemischt hat – immerhin hat der Mann recht viel Erfahrung in Sachen Krach und hat von Industrial über Country bis Metal mit so ziemlich jeder Musikrichtung, die die letzten 30 Jahre zu bieten hatten, zu tun gehabt.

Die drei Putzroboter haben „Intersubjectivity“ gemeinsam im Studio eingespielt und dabei so wenige Overdubs wie möglich aufgenommen. Ziel der CLEANING WOMEN war es, dem Bühnen- und Live-Sound der Band so nahe wie möglich zu kommen. Resultat dieser Bemühungen ist ein differenziertes und aufgeräumtes Klangbild, welches ausgezeichnet zu den teilweise tanzbar-clubkompatiblen, teilweise verträumt-atmosphärischen Kompositionen passt. In erste Kategorie gehören sicherlich die Uptempo-Ohrwürmer „Leap Of Faith“ und „We Work It Out“, in die zweite Schublade Highlights wie „Shadows In The Air“ oder das französisch gesungene „Je N’y Crois Pas“. Richtig schräg ist der Track „Party Teufel“, der mit seinem deutschsprachigen Text und dem maschinellen Rhythmus am ehesten Industrial-Assoziationen weckt – wenn auch in der Light-Version.

Wirkliche Ausbrüche oder Soundwände gibt es auf „Intersubjectivity“ nicht zu verzeichnen, lediglich „Life Among The Concrete Dust“ mit seinen Chor-Passagen und dem verzerrten Bass sowie das punkige „Living On The Streets“ sind etwas fülliger – und erinnern harmonisch auch an das eine oder andere Mike-Patton-Werk außerhalb des Faith-No-More-Kosmos. Die Arrangements bleiben (sowohl von der Instrumentalisierung als auch von der Songlänge, die zumeist unter vier Minuten liegt) stets überschaubar, was der Abwechslung auf Albumlänge allerdings keinen Abbruch tut: Die stilistische Bandbreite ist groß und so bleibt der erste CLEANING-WOMEN-Longplayer seit zehn Jahren jederzeit spannend, überfordert aber auch nicht. Mal was anderes!

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Wertung: 7.5 / 10

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