Review Comatic Sleep – Pale

Melancholischer Metal aus der Hauptstadt wird dieser Tage von COMATIC SLEEP geliefert. Mit „Pale“ legt das junge Quintett eine recht opulent bestückte Demo vor und sieht sich in der Situation, den „seltenen Kunstgriff“ getätigt und mit derselbigen eine „eigene Identität etabliert“ zu haben.

Große Worte, denen Taten folgen müssen. Tatsächlich beinhalten die sieben Songs (jeweils ein kurzes Intro und ein Bonustrack) eine ansprechende Qualität für eine Band in der Frühphase der Karriere. Warum das Infoschreiben Katatonia als Referenz nennt, erschließt sich allerdings nur in wenigen Momenten (wenn man mal vom offensichtlich stark inspirierten Frontcover absieht). Sicher ist die düstere Grundstimmung mit den Schweden durchaus zu vergleichen, aber Atmosphäre alleine kreieren viele Bands ähnlich. Musikalisch sind COMATIC SLEEP wesentlich ruhiger unterwegs, nur selten geht es mal etwas zur Sache („Cold“).
Dieser Umstand hat auch eine gewisse Berechtigung, denn die ohnehin schon ruhigen Songs haben ihre besten Augenblicke, wenn die Fahrt richtig rausgenommen wird. Dann bekommt man die volle Dosis Melancholie, wie beim sehr traurigen Titeltrack. Dazu passt die klare Stimme von Frontmann Roman ausgezeichnet, vielleicht noch die deutlichste Referenz an Renkse und Co. Teilweise gestaltet er „Pale“ dann auch zu einer eingängigen Nummer, unter dem Strich wäre das aber noch ein Punkt, an dem die Band feilen könnte. Ebenfalls wären hier und da etwas längere Songs wünschenswert, nur zweimal geht es länger als gute dreieinhalb Minuten. Dabei ist das fast siebenminütige „Crave“ an sich das beste Lied der Platte, hier präsentiert sich COMATIC SLEEP am facettenreichsten: langsam, zügig, traurig, atmosphärisch und sogar etwas verspielt.

„Pale“ ist für ein erstes Lebenszeichen eine runde Sache geworden. Die Band ist auf dem Weg zum eigenen Stil schon recht weit, ein paar Kritikpunkte bleiben noch, aber der Blick in die Zukunft ist ein hoffnungsvoller. Interessant wird es sein, COMATIC SLEEP auf der Langdistanz zu erleben. Wenn die Berliner sich noch ein bisschen mit den Songs als solchen beschäftigen, dürfte da aber ein überdurchschnittliches Album ins Haus stehen.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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