Das Cover von "Rites Of Damnation" von Commando

Review Commando – Rites Of Damnation (EP)

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

Dass EP für „Extended Play“ steht und damit irgendwo zwischen Album- und Single-Spielzeit einzuordnen ist, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Dennoch wird an diese Bezeichnung vor allem immer dann erinnert, wenn eine Veröffentlichung deutlich von den Konventionen des Mediums abweicht. Die schwedischen COMMANDO beispielsweise bieten ihr Debüt „Rites Of Damnation“ als EP an, die Platte wartet jedoch mit stolzen acht Songs und einer Länge von knapp 25 Minuten auf. Zum Vergleich: Das Slayer-Referenzalbum „Reign In Blood“ schafft genau vier Minuten und 30 Sekunden und damit eine durchschnittliche Songlänge mehr. Derartige Tiefstapelei seitens der schwedischen Newcomer spricht von einigem Selbstbewusstsein.

COMMANDO sind echte Metalfans, die privat vermutlich eine ganze Palette unterschiedlicher Sub-Genres hören – das würde zumindest den Stilmix in ihrer Musik erklären. Auf „Rites Of Damnation“ vereinen die Schweden Elemente aus dem traditionellen Heavy Metal mit thrashiger Aggression und angeschwärzter Düsternis zu ihrem eigenen Sound. Damit ist das Schaffen der Jungspunde aus Arvika noch nicht orignell, aber zumindest gelingt es der Truppe so, sich von den meisten ihrer Mitstreiter abzuheben, die ja zumeist als Judas-Priest– oder Iron-Maiden-Epigonen ihr Glück versuchen.

Im Großen und ganzen funktioniert das, was COMMANDO sich zurechtgeschneidert haben, ziemlich gut: Musikalisch erinnert „Rites Of Damnation“ in langsameren Momenten wie „The Sacrament“ an die U.S.-Metal-Pioniere Hexx, wobei die Kombination aus traditionsbewusstem Riffing und atmosphärischer Düsternis durchaus charmant rüberkommt. In schnelleren Songs wie „Final Judgement“ oder „Sinners Soul“ kommt mehr NWOBHM-Feeling hinzu, wobei die erwähnte Düster-Stimmung die Truppe dann in die Nähe ihrer Landsleute Ram rückt. Für das Thrash-Element ist hauptsächlich Frontmann Robin Bigdoli verantwortlich, der klingt wie der junge Paul Baloff (Exodus) in seinen zahmeren Momenten und dafür sorgt, dass den Nummern auf dieser EP zu keiner Zeit die Aggression abhanden kommt.

Mit dem episch aufbauenden Instrumentalstück (!) „Djävulsmaskopi“ stellen COMMANDO obendrein am deutlichsten ihr durchaus vorhandenes Gespür für starke Melodien und musikalische Vielschichtigkeit zur Schau. Ob ausgerechnet ein Instrumental der längste Song auf „Rites Of Damnation“ hätte sein müssen, sei jedoch dahingestellt, denn es zieht sich ein wenig. Dennoch: Auf ihrem Debüt gelingt es COMMANDO trotz hoher stilistischer Bandbreite, einen roten Faden für ihr Schaffen zu finden – und beizubehalten – weshalb „Rites Of Damnation“ stets wie aus einem Guss wirkt – zusammen mit der im Genre mittlerweile fast schon obligatorischen Low-Fi-Produktion irgendwo zwischen Garage und Studio ergibt das ein ziemlich authentisches Gesamtbild.

Sicher, das, was COMMANDO auf „Rites Of Damnation“ bieten, gibt es bei Bands wie Ram oder Evil Invaders schon seit einiger Zeit mindestens genauso ansprechend. Trotzdem offenbart das Debüt der Schweden eine frische oder zumindest noch nicht so oft gehörte Herangehensweise an das derzeit so gern verwendete Label „Old School Metal“ und verschafft der Band so gute Karten, aus der Masse hervorzustechen. Wenn COMMANDO ihre stilistische Offenheit beim Songwriting beibehalten und ihre Spannungsbögen in Zukunft etwas zwingender gestalten, dürfte dem Erfolg ihres ersten vollen Albums nichts im Wege stehen.

Keine Wertung

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