Review Coppersky – If We’re Losing Everything

  • Label: Uncle M
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Rock

Bruce Springsteens Auftritte und Alben werden zunehmend zur Rarität, The Gaslight Anthem habe eine Pause auf unbestimmte Zeit eingelegt, Hot Water Music sind seit ihrer Reunion eher eine spezielle Attraktion als eine tourende Konstante – die Zeit, um sich im Bereich des punkig angehauchten Alternative Rock einen Namen zu machen, ist sicher alles andere als falsch gewählt. COPPERSKY aus den Niederlanden sind zwar schon etwas länger dabei, legen mit ihrem zweiten Album „If We’re Losing Everything“ allerdings mit dem Wechsel zum Münsteraner Liebhaberlabel Uncle M eine Visitenkarte mit prägnanterem Stempel vor. Das Ergebnis ist ein überzeugendes, im Storytelling verwurzeltes Heartrock-Album, das nach mehreren Durchläufen seine ganze Größe offenbart, seine Leidenschaftlichkeit stolz nach außen krempelt, dabei aber in einigen Feinheiten noch an Verbesserung bedarf.

Wenn man sich „If We’re Losing Everything“ anhört, ist wahrscheinlich eine der letzten Vermutungen, dass COPPERSKY eine niederländische Band sind, so stark klingt die Musik darauf nach hochgekrempelten Hemdsärmeln und rauchigem Bourbon. Markant ist besonders Eriks Gesang, der der Musik mit seiner charakteristischen Baritontonlage eine ganz eigene Note verleiht. Auch wenn sie sehr speziell ist, klingt seine Stimme in den ruhigen Passagen noch ein wenig zu angestrengt, was der Musik von COPPERSKY ein wenig die Energie raubt. Da besonders in den intensiveren Gesangspassagen all seine Leidenschaft offensichtlich wird, ist dieses Manko sicherlich zu großen Teilen in der Produktion zu suchen. Diese ist insgesamt deutlich zu stark komprimiert und gelegentlich fast schon verwaschen, sodass „If We’re Losing Everything“ bei geringer Lautstärke der heimischen Anlage erschreckend drucklos klingt und erst deutlich stärker aufgedreht alle Details erkennen lässt.
Dass sich dies lohnt, beweisen COPPERSKY auf „If We’re Losing Everything“ mit durchdachtem, emotionalen Songwriting, großen Melodien und extrem viel Leidenschaft. So entwickelt sich der quasi Titeltrack „Bankrupt – Backchannels“ mit seinen mehr als sechs Minuten Spielzeit nach der Hälfte zu einen nahezu progressiven, mit Soli vollgepackten Rocksong, während sich „Leaky Roof“ nach einer anfänglich bedrückten Atmosphäre schließlich zu einer wahren Hymne hochschaukelt. Teilweise stärker im Classic Rock verwurzelt („Bury Anger In Sleep“), an anderen Stellen durchaus punkig angehaucht („Loose Ends“ oder auch „Tattered Nest“) zeichnen sich COPPERSKY zwar durch ein durchgängiges Soundbild aus, bieten dabei aber auch Abwechslung, auch wenn „If We’re Losing Everything“ fast durchgängig im groovigen Midtempo gehalten ist.

Stellenweise tappen COPPERSKY auf ihrem zweiten Album noch in die Falle, einzelne Songs zu generisch geraten zu lassen und sich nicht stark genug von ihren Vorbildern abzugrenzen. So ist „Halfway“ zwar alles andere als schlecht, läuft allerdings wie einzelne Momente anderer Songs auf „If We’re Losing Everything“ Gefahr, ein wenig zu sehr nebensächlich zu werden, da es zwar gefällig ist, aber nicht wirklich zupackt. Oft fehlt COPPERSKY noch dieser eine letzte Schritt, dieser Moment, wenn es wirklich Klick macht, die Begeisterung einsetzt und ein ziemlich gutes Album zu einem hervorragenden Album wird. Mit ein wenig mehr Finesse in der Produktion und noch mehr Mut zur musikalischen Eigenständigkeit steht COPPERSKY eine große Zukunft bevor.

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Wertung: 7.5 / 10

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