Review Coronatus – Terra Incognita

(Gothic / Symphonic / Folk / Pop Metal)
„Du begibst dich in die Welt des Schmerzes!“ Liebe Plattenfirma, hättest du mich lieber mal mit so einem Satz gewarnt, als mir hohle Phrasen um den Schädel zu dreschen. “Terra Incognita” ist nun schon das vierte Album der Schwaben CORONATUS, gehört habe ich von ihnen bisher noch nichts. Und es hätte auch nicht geschadet, wäre es dabei geblieben…

Im Gothic/Symphonic Metal-Sektor gibt es ja schon reichlich Gruppierungen mit einer Frontfrau, CORONATUS wollen mit gleich zwei Damen am Mikrofon aus der Masse herausstechen. Damit beginnt die Misere auch schon, auf den doppelten Frauengesang setzt die Band nämlich voll, dafür darf ich ausnahmsweise mal von der Internetseite der Band zitieren: „Die vorher noch nie dagewesene Kombination zweier Ausnahmesängerinnnen mit völlig unterschiedlichen Stimmlagen setzt in ihrem Genre neue Maßstäbe. Das geniale Wechselspiel der Sängerinnen ist die Grundlage für sowohl heftige, eingängige als auch gefühlvolle Metalkompositionen, bei denen die Duette der beiden Damen einzigartige Glanzlichter setzen können.“. Die „Rockgöre“ Mareike Makosch konnte ich nicht wirklich heraushören, stattdessen aber eine Sängerin mit kraftlosem, dünnem Pop-Stimmchen. Ada Flechtner als Gegenpart sorgt für den Sopran und beinahe bin ich sprachlos. Bitte, im Ernst? Ihr fehlt leider jegliche Stärke, Schönheit, Anmut, jegliches Gefühl in der Stimme, wie man es bei einer Sopranistin erwarten kann und muss. Durchgehend schief und schrill mit minimalen Tonhöhenwechseln agiert sie aber. Sorry, aber das ist mal gar nichts und tut teilweise echt weh.

Bei einem Titel wie “Vor der Schlacht” könnte man ein kraftvolles Einstimmen auf den harten Kampf erwarten, stattdessen aber gibt es nur einen läppischen Singsang, der impliziert, die Feste werde ausschließlich von Gebrechlichen, Frauen und Kindern verteidigt. Leider beschränkt sich das nicht nur auf das Thema dieses Songs, sondern scheint sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zu ziehen. Der schwülstige, pompöse Gothic Metal mit Einflüssen aus dem Folk / Mittelalter Rock ist von vorne bis hinten schwachbrüstig und kraftlos. Ein paar stumpfe, aber anständige Neue Deutsche Härte-Riffs gibt es tatsächlich immerhin, diese werden aber stets von Samples oder schmalzigen Keyboardlinien ersäuft. Zu allem Übel verfügt „Terra Incognita“ noch über einen wenig druckvollen Klang, alles dröhnt sehr flach aus den Boxen. Immerhin der Schlagzeuger beherrscht sein Handwerk, leider geht gerade er im Sound zu sehr unter. Die sehr mittelalterlich angehauchte und extrem poppige Single „Fernes Land“ ist dabei noch eine gute Wahl, wie es scheint, ist es doch ein noch erträgliches Lied im Vergleich zum Rest der Chose. Die deutschen Texte übrigens sind unglaublich kitschig und plump. Die Krux bei der Sache ist, dass die englischsprachigen Lieder durch einen extrem schlimmen Akzent der Sängerinnen noch weiter nach unten gezogen werden. Ein Teufelskreis, entweder die Texte oder die Aussprache driften ins Lächerliche ab.

Wie CORONATUS es geschafft haben, vier Alben zu veröffentlichen und bei einem relativ großen Genrelabel wie Massacre unter Vertrag zu stehen, ist mir unbegreiflich; vor allem wenn ich dabei an zahlreiche Underground-Bands denke, die wesentlich interessanter waren, aber unglücklicherweise viel zu schnell vor die Hunde gingen. Das Album zeigt im überraschungs- und spannungsarmen Songwriting immerhin ein paar gute Ansätze, es wird auch versucht, eine gewisse Komplexität zu erzeugen und mit einer wesentlich besseren Umsetzung wäre das wohl gar nicht so mies, wie es ist. Ich empfinde es überdies als freche Anmaßung, wenn ich lese, CORONATUS wäre etwas für Fans von Nightwish oder Epica. Nicht nur, dass diese in einer gänzlich anderen Welt musizieren, auch der Stil an sich ist wegen dem hier gebotenen Mischmasch nicht vergleichbar. Und ebenso wenig empfehlenswert, ist es in dieser Form doch nahezu unhörbar geraten. Man sehe sich das Video zu „Fernes Land“ an, es genügt als bestes Lied des Albums völlig. Wenn man davon nicht schon völlig begeistert ist: Finger weg vom Rest!

Wertung: 1.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert