Review Corrosion Of Conformity – Corrosion Of Conformity

CORROSION OF CONFORMITY ist den meisten wohl als die von Pepper Keenan gefrontete Kombo bekannt, die im Stoner Metal bzw. Southern Rock beheimatet ist und in den Neunzigern Alben wie „Deliverance“, „Blind“ und „Wiseblood“ herausgebracht hat. Das ist soweit auch absolut richtig, lässt dabei jedoch eine ganze Reihe von Bandcharakteristika außen vor, schließlich musizierten sich die Herren bereits durch 30 Jahre Bandgeschichte, wobei die Line-Up-Wechsel so profund wie die Stilvielfalt der US-Amerikaner waren.

Um eins gleich vorwegzunehmen: Keenan ist auf diesem Album nicht vertreten. Zwar ist eine zukünftige Rückkehr geplant und gewollt, momentan sind aber alle glücklich mit der aktuellen Situation. Wer an dieser Stelle das Interesse verloren hat, kann gerne aufhören zu lesen, sollte jedoch auch wissen, dass es sich bei der aktuellen Besetzung um keine andere als die des legendären „Animosity“-Outputs von 1985 handelt, die in dieser Trio-Konstellation zum ersten Mal seit jenem Jahr wieder ein Full-Length-Album zusammen aufgenommen hat. „Animosity“ war seinerzeit ein bedeutendes Verbindungselement zwischen Metal und Punk und gilt gemeinhin als Meilenstein des Crossovers. Soweit alles Fakten, die schon mindestens zwei Jahre alt sind – was hat man nun, wo die neuen Tracks vorliegen, davon zu halten, wenn eine Band nach drei Jahrzehnten ein selbstbetiteltes Album veröffentlicht? Sind das hier etwa die einzig wahren COC? Ist das so ein armseliger Back-to-the-roots-Versuch, bei dem Mittvierziger einen auf junge Rebellen machen wollen?

Nun, um ein „Animosity Teil II“ handelt es sich hier definitiv nicht, und das ist auch gut so,schließlich sind die drei Männer auch nicht mehr die wütenden Teenager, die die Band damals gründeten. Ebenso wenig wird allerdings auch verleugnet, was in den letzten rund 20 Jahren mit Pepper Keenan geschaffen wurde. Die logische Folgerung daraus ist, dass „Corrosion Of Conformity“ ein Bastard aus mehreren Schaffensphasen der Amis ist, der jedoch nicht aus einem Wust aus Ideen von gestern besteht, sondern – wie man es von der Band gewohnt ist – allen Erwartungen trotzt und mit neuem, individuellen Sound aufwartet. Bereits am Opener „Psychic Vampire“ lässt sich das ganz gut veranschaulichen, beginnt er doch mit einem dreckigen, lässigen Sludge-Riff, um dann recht schnell in einen punkigen Uptempo-Beat einzusteigen, dessen hardcoretypische Direktheit sich durch die komplette Scheibe zieht, ehe für die Strophe wieder die Doom-Keule ausgepackt wird.

Das gesamte Album gestaltet sich dabei erstaunlich abwechslungsreich. So klingen die Lieder im Ganzen betrachtet wie aus einem Guss, unterscheiden sich jedoch alle voneinander und vermeiden so Wiederholungen und Monotonie. Mit den beiden kürzesten Nummern „Leeches“ und „Rat City“, in denen man Trademarks von wildem Hardcore Punk bzw. rotzigem 80er-Sleaze einfließen lässt, dürften die Fans der frühen Jahre am meisten erfreut werden, während in Songs wie „Come Not Here“ (das noch am ehesten nach COC mit Keenan klingt) oder „The Doom“ eindeutig der Riff regiert und Größen wie Led Zeppelin und Kyuss gehuldigt wird. Mit „El Lamento De Las Cabras“ hat es gar ein drogenschwangeres Instrumental mit bluesigem Southern-Rock-Flair auf den Longplayer gepackt, das nur eine von mehreren Stellen bezeichnet, an denen die psychedelische Seite von COC zum Vorschein kommt. Liedübergreifend stellen die Leads und Soli von Weatherman sowie das Schlagzeugspiel von Mullin besondere Schmankerl dar, denn erstere lenken nicht von den Songs ab, sondern ergänzen sie, während es sich bei letzterem wie mit einem detailverliebten Film verhält: Auch nach mehrmaliger Begutachtung entdeckt man noch etwas, was man vorher noch nicht registriert hatte. Dazu muss man sich nur mal den Rausschmeißer „Time Of Trials“ zu Gemüte führen.

Gut sieben Jahre nach letztem Album „In The Arms Of God“ haben CORROSION OF CONFOMITY nun also nachgelegt und man kann zufrieden feststellen, dass es sich trotz der Besetzung nicht um einen Nostalgie-Trip handelt. Man darf natürlich gern meckern, weil Pepper Keenan nicht dabei ist, „Corrosion Of Conformity“ ist allerdings ein klarer Beweis, dass es auch im Jahr 2012 ohne ihn funktioniert und der Dreier mit dem mittlerweile achten Album unbekümmert seinen eigenen Weg gehen kann.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert