Hreidmarr ist ein Name, der jedem Fan symphonischen Black Metals ein Begriff sein sollte, lieh der gute Mann dem französischen Aushängeschild dieses Genres, Anorexia Nervosa, doch über Jahre hinweg seine Stimme. Nun ist er bei den Schwarzheimern ausgestiegen und engagiert sich in einer Electro Metal Band namens The Cosa Nostra Klub, kurz CNK, die mit „L’Hymne à la Joie“ Anno 2007 ihre erste Langrille herausbrachten. So weit so bekannt. Wieso ich so alte Hüte aus der Rumpelkammer krame? Weil nicht ganz so bekannt ist, dass es CNK schon wesentlich länger gibt, nämlich schon seit 1996, nur damals stand das Kürzel noch für COUNT NOSFERATU KOMMANDO.
2002, kurz nach den Aufnahmen von „New Obscurantis Order“, ließ Hreidmarr es sich nicht nehmen, den ersten und einzigen Silberling unter diesem Namen einzutrümmern. „Ultraviolence Über Alles“ heißt das gute Stück und Electro Metal wurde auch schon damals gespielt… irgendwie. Natürlich nicht so zahm wie die schwedischen Kollegen von Pain etwa. Viel mehr verbanden COUNT NOSFERATU KOMMANDO hasserfüllten Black Metall mit hämmerndem Industrial-Einschlag und einer recht punkigen Rotz-Attitüde. Wie das ganze im Endeffekt klingt? Äh… Wie der große, böse, hässliche, übelriechende und verdammt angepisste Bruder der Apokalypse, würde ich mal sagen. Und Tischmanieren hat er auch keine.
Die Zutaten sind erstmal so außergewöhnlich nicht. Man nehme heftig getriggerte Drums, relativ unspektakuläres Stakkato-Riffing, einen wuchtigen Bass, viele Keyboards und auch sonst gut Elektrogedöns. Das Ganze dann noch garniert mit einigen Samples, diee nach US-amerikanischem Fernsehprogramm oder aber auch mal handelsüblichem Krieg klingen (wehe irgend jemand fragt mich nach dem Unterschied), dazu Hreidmarrs tolles Organ, fertig ist das Grundgerüst des generischen CNK-Songs. Meist wird dann noch ein sehr bedrömmelter Songtitel drauf geschmissen („Love Game Over“ oder „Jim Beamed Ahnenerbe TV“, höhö) und ein rudimentär gesellschaftskritischer Text dazu gedichtet (die sind aber meistens… uh… seltsam, wie zum Beispiel der von „Get A Gun – Shoot At Random“, bei dem mindestens jedes zweite Wort „fuck“ ist), et voilà.
Das klingt ja jetzt für Fans des Genres schon mal nicht schlecht, aber wirklich gut auch nicht, oder? Naja, CNK wären ja nicht CNK, wenn sie nicht noch ein bißchen mehr in Petto hätten, oder? (Moment, wenn ich mit der Exposition des Reviews Recht hatte, dann müssten jetzt 95% der Zuleser so was wie „Öh, keinen Schimmer du…“ sagen…) Ney, da ist natürlich noch etwas, das vielleicht schon weiter oben anklang. Ja, CNK sind böse, angepisst und echt hundsgemein. Die Musik ist martialisch, militant und sehr apokalyptisch ausgefallen und Hreidmarr kreischt und keift dazu, als würde ihm absolut alles mindestens mal bis an die Hutschnur stehen. Und wo andere Bands versagen, weil alles so gewollt-und-nicht-gekonnt, bzw. total erzwungen und künstlich auf böse gemacht klingt, da ziehen CNK gut vom Leder. Denen kauf man die Extraportion Aggression, die in ihrer Musik steckt, gut ab. Vielleicht nicht zuletzt, weil irgendwie im Endeffekt trotz der Räudigkeit, all dem Hass und der Bösartigkeit in Hreidmarrs Vocals immer wieder so was wie Schadenfreude anklingt. Das verleiht dem Material einen authentischen Anstrich und macht die Musik zu etwas besonderem.
Damit ist das gefürchtete Schlusswort auch schon wieder gefallen. CNK sind (waren? Ich hab die neue CD ehrlich gesagt noch nicht gehört) etwas besonderes. Eine der wenigen Bands, deren Musik wirklich glaubhaft bösartiger Natur ist. Jeder, der irgendwie was mit so etwas anfangen kann, ist gut beraten den Versuch zu unternehmen, das Ding hier in die Finger zu bekommen (was gar nicht so einfach ist, ich hatte nach Jahren der Suche Glück bei einem nicht näher genannten Internet-Auktionshaus), es könnte sich lohnen. Abzüge in der B-Note gibt es wegen der recht kurzen Spieldauer von etwa 40 Minuten und der prinzipiellen Gleichförmigkeit aller Songs, die der Eingängigkeit ein wenig ein Bein stellt. Trotzdem noch gute:
Wertung: 9 / 10