Review Crown The Empire – Retrograde

CROWN THE EMPIRE bezeichnen ihre Musik selbst als „Arena Rock Hardcore“, spielen mit Elementen aus Metal- und Post-Hardcore, lassen aber auch elektronische Musik in das Gesamtkonstrukt einfließen. So konnte die Band aus Dallas mit dem Vorgängeralbum „The Resistance: Rise Of The Runaways“ Platz sieben in den US-amerikanischen Charts erreichen. Ihr drittes Studiowerk „Retrograde“ soll das bis dato beste Release der fünf Musiker darstellen, das die persönliche sowie musikalische Entwicklung fortführt.

Ein kurzes Intro, das vorrangig an die Melodie einer Spieluhr aus Großmutters Zeiten erinnert und mit Streichern bzw. Chorgesang unterlegt wird, geleitet den Weg in die knapp 40 Minuten auf „Retrograde“. Interessanterweise vereint gerade der erste Titel „Are You Coming With Me?“ viele verschiedene Elemente, die wenigsten davon stammen aber aus dem Core- oder Electro-Bereich, wenn man von einigen Gangshouts absieht. Gereifter Alternative Rock verschmilzt mit 80er-Jahre-Rock zu einem interessanten Einstieg. Mit dem nächsten Song „Zero“ schafft die Band aber den nötigen Freiraum für die härtere Gangart, setzt Screams ein und haut einem anständige Breakdowns um die Ohren. In diesem Rahmen bietet das Quintett auch die stärksten Momente an: emotional aufgeladener Klargesang trifft auf brachialere Gesangstechniken, punktgenaue Gitarrensoli und meterdicke Riffwände.

Zwischen diesem standardisierten Vorgehen kann natürlich schnell Langeweile aufkommen, die aber meist nur von kurzer Dauer ist. Mit Einwürfen diverser erfrischender Ideen wehren sich die US-Amerikaner gegen stupides Songwriting. Mit „The Fear Is Real“ haben sie eine Noise-artige Soundcollage erschaffen, die ruhig beginnt, einige Sprachsamples mitliefert und sich im Anschluss zu einem bedrohlich-düsteren Klangmonster mausert. Diese verstörende Atmosphäre greift der Nachfolger „Lucky Us“ entgegen seines Titels gekonnt auf und kann mit Wohlwollen als Industrial-Metal-Titel betrachtet werden. Vergleichsweise ruhig klingt das Album mit entspannten Nummern aus wie „Signs Of Life“ oder dem dezenten „Oxygen“, das trotz seiner minimalistischen Seite zu einem der Album-Highlights zählt, aus.

CROWN THE EMPIRE gelingt mit „Retrograde“ eine wirklich starke Scheibe, die vom Zusammenspiel aus Post-Hardcore und Metalcore und einigem Abwechslungsreichtum lebt. Dabei entstehen zwar keine Hymnen für die Ewigkeit oder bahnbrechende Neuentwicklungen, aber dafür grundehrliche Rockmusik mit vielen Emotionen zwischen Hass, Wut, Verzweiflung und Hoffnung. Damit setzen die US-Amerikaner genau auf die Elemente, von denen Core-Musik leben sollte. Leider kommen die angepriesenen elektronischen Momente im Gesamten etwas zu kurz, dennoch ist der fünfte Longplayer der Jungs aus Dallas aufgrund der starken Produktion ein Antesten für Anhänger des Genres allemal wert.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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