Review Cult Of Luna – Vertikal

Die einzigartigen CULT OF LUNA sind wieder zurück. Ob man ihre Musik jetzt als Post-Metal, Sludge oder auch Doom-Core bezeichnet, einen einzigartigen Stil haben die eigenartigen Schweden schon immer gepflegt und sich bei der Fertigstellung eines neuen Albums keineswegs beeilt: Fast fünf Jahre ist das letzte Release „Eternal Kingdom“ nun alt. Das neue Album ist schlicht mit „Vertikal“ betitelt.

Möglich, dass sich dieses Adjektiv auf den Aufbau des Albums bezieht, verläuft dieser doch wie eine exponentielle Kurve oder eine x-Funktion mit ungerader Potenz: Der Opener „The One“ ist mit einer Minute wie ein Intro gehalten, bevor mit „I: The Weapon“ und „Vicarious Redemption“ ein knapp zehn und ein knapp 20-minütiger Song folgen. Dem folgt wiederum ein „Abstieg“ in kürzere Regionen, „Disharmonia“ knackt dann nochmal die Zehn-Minuten-Marke. CULT OF LUNA schaffen in „I: The Weapon“ zunächst in altbewährter Manier eine Mischung aus brettharten Gitarrenwänden, die von sphärischen und mit elektronischen Sounds versehenen Passagen abgelöst werden – nur um das Ganze schließlich mit dem ergreifenden Brüllen von Sänger Persson zu kombinieren und den Song dann in Post-Rock-artiger Manier weiterzuführen und ausklingen zu lassen. Die Über-Zehn-Minüter sind dennoch richtige Brocken, die man erst ein paar Mal hören muss, um sie vollends zu verstehen – „Vicarious Redemption“ geht mit ausschließlich flächigen Klängen in den ersten sieben Minuten beinahe in Godspeed!-You-Black- Emperor-Regionen. Etwas ähnlich, aber doch vollkommen anders ist das sehr experimentelle „The Sweep“, welches eine wabernde Soundwand aufbaut, hinter deren Dichte man genau hören muss, um den Schreigesang wahrzunehmen – ein sehr cooler Track.

Mit „Synchronity“ folgt das düsterste Lied des Albums auf dem Fuß, das aber nicht wirklich überzeugen kann: Es sind keine Melodien vorhanden, nur ein paar halbherzige Synthesizer, und es gelingt der Band nicht wirklich, die bedrückende Stimmung aufzubauen, die vermutlich gewollt ist. Erfreulicherweise bleibt dies der einzige Durchhänger, da das kraftvolle Drumming im Tempo- und Gitarren-mäßig eher dezenten „In Awe Of“ viel Stimmung erzeugt, der Song generell ein stimmungsvolles Gesamtkonzept aufweisen kann und auch in zehn Minuten Länge keine atmosphärischen Durchhänger erkennen lässt, sondern vielmehr durch elegante Laut-Leise-Dynamik zu überzeugen weiß, in die sich Sänger Persson eher punktuell mit seinen Shouts einbringt. Alles in allem ein fantastischer Song und ebenso der beste auf „Vertikal“.

Zwar gibt es auf dem musikalischen Gebiet CULT OF LUNAs inzwischen einige direkte Konkurrenten – wem aber die zumeist hektisch anmutenden Kompositionen von The Ocean zu viel, Between The Buried And Me zu mathematisch und komplex und Bands wie Downfall Of Gaia zu hart sind, der fährt mit CULT OF LUNA genau richtig. Die Schweden zeigen mit „Vertikal“, dass ihnen die fünf Jahre Pause nicht geschadet haben und dass sie weiterhin in lauten wie in leisen Momenten überzeugen können – wer Letzteres nicht glauben mag, sollte sich zum Start den balladesken Rausschmeißer „Passing Through“ anhören und sich eines Besseren belehren lassen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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