Review Dark Age – Insurrection

Wow! Selten startet ein Album so kraftvoll und energisch wie der Zweitling von DARK AGE. Mit „Trial By Fire“ ist auf dem 2000er-Werk „Insurrection“ einer der besten Opener aus dem Melodic Death Metal-Sektor vorhanden. Den Pinnebergern, die selbst ihren Stil als Dark Metal bezeichnen, gelingt gleich zu Beginn ein Feuerwerk an hochmelodischen und doch eiskalten Leadgitarren, rasendem Drumming, fiesestem Gekeife und bedrohlichem Keyboardhintergrund. Die wutentbrannte Stimmung, die somit gleich geschaffen wird, sucht nach wie vor ihresgleichen.

Nach diesem Meilenstein der Bandgeschichte, ist es natürlich schwer, das Niveau auf „Insurrection“ so hoch zu halten. Zumindest das folgende „Killing Crisis“, das eher auf groovige Elemente setzt, hat sich über die Jahre zu einem häufigen Bestandteil des Livesets etabliert. Schwächen offenbaren sich über das Album hinweg bei Songs wie „Terror To The Masses“ oder „Chaos Of The Gods“, insbesondere Eikes Klargesang ist, sagen wir mal, Geschmackssache und erreicht noch lang nicht die Klasse wie auf den Nachfolgescheiben.

Was DARK AGE jedoch hier – wie auf dem superben Nachfolger – von vorn bis hinten gelingt, ist, scheinbar alltägliche Ängste, Sorgen, Belastungen und Probleme absolut überzeugend musikalisch zu verarbeiten. Dabei verfällt man niemals, wie man bei zahlreichen Gothic-Kapellen immer wieder feststellen muss, in den Bereich des Kitschigen. Insbesondere Jörns geniale Leadgitarrenarbeit vermag es dabei, höchst melancholisch und doch mit einem Funken Hoffnung Hirn und Herz zu erreichen. Ein ganz wichtiger Teil der Atmosphäre von Dark Age ist natürlich auch Martins gefühlvolle und doch tief-finstere Synthieuntermalung.

Im Vergleich zum noch sehr doomigen Vorgänger hat das gesamte Klangbild frischere und schlichtweg straffere Formen angenommen, ohne jedoch die verzweifelte Grundstimmung abzulegen. Allenfalls das schleppende „Heartfall“ könnte – musikalisch – noch auf dem Vorgänger stehen, wobei sich die Qualität der Produktion glücklicherweise soweit verbessert hat, dass es hier nichts mehr zu meckern gibt. Mit „For Whom The Bell Tolls“, einem sehr gelungenen Metallica-Cover, begründeten Dark Age hier die Tradition, einen „fremden“ Track zum Schluss zu bringen.

Mit „Insurrection“ ist dem Fünfer eine absolut runde Sache geglückt. Zwar lassen sich bei dem erwähnten Klargesang oder auch einer einfach weniger zwingenden Nummer wie „Break Of The Elements“ noch Verbesserungsspielräume erahnen, aber davon abgesehen ist dieses beeindruckende zweite Album der Band ein verdammt starkes Brett. Die Mischung aus Verzweiflung und Wut, Trauer und Aggression gelingt Dark Age wie nur wenigen Bands. Wer immer in schlechten Phasen eine CD einlegen möchte, die einen in seinem Schmerz begleitet und diesen in eine stärkende Richtung kanalisiert, „Insurrection“ wäre genau das Richtige.

Wertung: 9 / 10

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