Review David Eugene Edwards & Alexander Hacke – Risha

(Folk / Industrial) DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE – zwei einzigartige Musiker, deren Wirken unterschiedlicher nicht sein könnte. Während ersterer mit seinem Soloprojekt Wovenhand die verschiedenen Ausformungen althergebrachter, amerikanischer Folk-Traditionen erkundet, kennt man letzteren vor allem über die avantgardistischen Industrial-Soundkreationen von Einstürzende Neubauten. Ein wahrhaft ungleiches Paar, das scheinbar keinerlei musikalische Gemeinsamkeiten mit sich bringt – und doch liegt mit „Risha“ nunmehr das erste Resultat ihrer durch frühere gemeinsame Projekte angeregten Kollaboration vor. Doch ist es DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE tatsächlich gelungen, das Analoge und das Digitale zu vereinen, den Blick zugleich zurück und nach vorne zu richten?

Die vermeintlich komplizierte Herausforderung, ethnische Instrumente mit Electronic-Sounds zu kreuzen, meistern DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE bereits im Opener „Triptych“ mit geradezu selbstverständlicher Leichtigkeit. Tröpfelnde Perkussion, sanft streichelnde Soundeffekte, dezente Akustikgitarren und Edwards weltvergessener, hallender Gesang – mehr braucht es gar nicht, um den Hörer sogleich in die paradiesischen Sphären zu versetzen, die in den Texten besungen werden. Nach diesem fast schon Ambient-artigen Auftakt nimmt „Risha“ allerdings eine abrupte Wende.

Auf dem energetischen „All In The Palm“ überraschen DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE plötzlich mit treibenden Electro-Beats und künstlich verzerrten Vocals, die Folk-Einflüsse geraten hingegen ins Hintertreffen. Auch im weiteren Verlauf der Platte dominieren Hackes elektronische Kreationen – zumindest scheint es so. Tatsächlich bleiben Edwards‘ Anteile am Songwriting doch nie allzu lange ungehört. Zwischen groovenden, Beat-lastigen Nummern wie „The Tell“ finden sich ebenso oft Stücke mit geradezu archaischem Charakter – allen voran das abschließende, erhabene „Breathtaker“ mit seinen indianisch anmutenden Flöten und Gesängen.

Dass die akustischen Bestandteile der Songs insgesamt eher unauffällig erscheinen, lässt sich wohl am besten damit erklären, dass sie so innig mit vergleichsweise harschen Industrial-Parts verknüpft wurden und dabei logischerweise weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die auf den ersten Blick recht einseitige stilistische Gewichtung zugunsten der Electro-Sounds kann man DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE in Anbetracht der absolut schlüssigen Kompositionen jedoch ohne Weiteres nachsehen. Zu guter Letzt muss an „Risha“ außerdem die fantastische Produktion hervorgehoben werden, die jedes noch so kleine Detail der außergewöhnlichen Klangkulisse ins rechte Licht rückt und keinen Zweifel daran lässt, dass hier wahre Experten am Werk waren.

Die größte Faszination mag von dem ersten und dem letzten Track ausgehen, doch letzten Endes ist es erfreulich und aus künstlerischen Sicht authentisch, dass DAVID EUGENE EDWARDS & ALEXANDER HACKE mit jedem gemeinsamen Track etwas Neues ausprobiert haben. Andernfalls wäre „Risha“ wohl nicht so ein vielseitiges und doch leicht zugängliches Album geworden, auf dem mysteriöse Kompositionen wie „Teach Us To Pray“ ebenso ihren Platz haben wie verträumte Stücke im Stil von „Lily“. Schlussendlich trägt die nicht einmal 40 Minuten lange Platte eindeutig die unverkennbare Handschrift beider Musiker, die damit bewiesen haben, dass handgemachte und künstlich erzeugte Töne einander nicht zwangsläufig abstoßen müssen.

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Wertung: 8 / 10

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