Review Dawn Of Solace – Waves

  • Label: Noble Demon
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Im Januar 2013 legte der finnische Songwriter, Sänger und Multi-Instrumentalist Tuomas Saukkonen auf einen Schlag alle seine bis dahin aktiven Musikprojekte auf Eis, um sich fortan einzig seiner im gleichen Zug gegründeten Melodic-Death-Metal-Band Wolfheart zu widmen. Auch seinem Melodic-Death/Doom-Outlet DAWN OF SOLACE, das zu diesem Zeitpunkt bereits seit über sechs Jahren de facto brach gelegen war, setzte er damit offiziell ein Ende. Vierzehn Jahre nach der Veröffentlichung des bislang ersten und einzigen Albums „The Darkness“ hat Saukkonen sein Soloprojekt inzwischen jedoch wieder aus der Versenkung gehoben und legt nunmehr mit „Waves“ einen zweiten Longplayer vor. Fans des Debüts seien jedoch gewarnt: DAWN OF SOLACE ist auf „Waves“ nur noch schwer wiederzuerkennen.

Dass Saukkonen nicht einfach nur die Formel des Einstandsalbums wieder aufgreift, ist insofern zu befürworten, als seine früheren Projekte stilistisch doch sehr nah beieinander lagen. Die Gefahr, dass DAWN OF SOLACE lediglich als doomigere, im Grunde verzichtbare Zweitversion von Wolfheart aufgefasst werden könnte, ist damit von vornherein gebannt. Obgleich die melancholischen Melodien auf „Waves“ ganz klar die Handschrift ihres Schöpfers tragen, unterscheiden sich die Songs deutlich von seinen bisherigen Werken. Nicht nur gestalten sich die einzelnen Nummern mit einer Laufzeit von jeweils vier bis sechs Minuten kompakter und geradliniger als zuvor, mit Ausnahme eines Tracks („Tuli“) sind sie auch zur Gänze frei von harschen Vocals.

Für den Gesang zeichnet hier nämlich hauptsächlich Mikko Heikkilä, Saukkonens ehemaliger Bandkollege von Black Sun Aeon, verantwortlich. Dieser legt am Mikro eine solide und fehlerlose Performance hin – und lässt dabei leider jedwede Spannung vermissen. Es mag dem trübsinnigen Grundton der Platte geschuldet sein und im Hinblick darauf sogar Sinn ergeben, doch Heikkilä singt hier mit geradezu einschläfernder Nüchternheit. Emotionale Höhe- und Tiefpunkte sucht man in den uninspiriert arrangierten Gesangslinien vergebens. Auf der instrumentalen Seite kann DAWN OF SOLACE leider ebenso wenig punkten. Abgesehen von ein paar netten Melodic-Doom-Leads und tristen Pianotönen („Ghost“) findet man hier kaum etwas Bemerkenswertes.

Die oftmals schwerfälligen Gitarrenriffs langweilen, die Keyboards überschreiten immer wieder die Grenze zum Kitsch und die überschwänglichen, von Jukka Salovaara (Before The Dawn) eingespielten Gastsoli wirken in den ansonsten eher wehmütigen Liedern deplatziert. Hinzu kommt, dass „Waves“ auch soundtechnisch zu wünschen übrig lässt. So klingen die Instrumente übertrieben kantig und nicht immer passend einander angeglichen. Letzteres fällt insbesondere zu Beginn von „Ashes“ auf, das mit seinen schleppenden Gitarren eigentlich mindestens genauso wuchtig, wenn nicht sogar noch imposanter als der dynamischere Opener „Lead Wings“ klingen sollte, stattdessen jedoch eher kraftlos rüberkommt.

Über die Gründe, aus denen Saukkonen DAWN OF SOLACE wiederbelebt hat, nur um dann ein unausgegorenes und mittelmäßiges Album wie „Waves“ herauszubringen, kann man nur mutmaßen. Von einem Musiker mit einem derart ansehnlichen Backkatalog und einem schon längst etablierten, charakteristischen Stil sollte man jedenfalls wirklich mehr erwarten dürfen. Zwar hat „Waves“ fraglos auch seine schönen Momente – etwa das durchaus mitreißende „Lead Wings“ oder das desolat-mysteriöse „Silence“ –, doch im Vergleich zu „The Darkness“ und Saukkonens Veröffentlichungen mit Wolfheart macht die Platte als Ganzes einen enttäuschend blassen Eindruck. Wer auf ein triumphales Comeback von DAWN OF SOLACE gehofft hat, muss sich demnach leider auf eine Enttäuschung gefasst machen.

Wertung: 5.5 / 10

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3 Kommentare zu “Dawn Of Solace – Waves

  1. Ich versteh bis heute nicht so recht, warum Saukkonen gleich vier verschiedene Projekte unter jeweils anderem Namen gegründet hat, da die meiste Musik davon eh recht ähnlich klingt. Auch dieses Album hier hätte stilistisch problemlos ein Before-The-Dawn-/Black-Sun-Aeon-Album sein können. Ich hab das Gefühl, jedes Mal wenn Saukkonen seine Musik ein bisschen mehr in eine bestimmte Richtung schieben wollte, hat er dafür eine neue Band aufgemacht. Einzig Wolfheart könnte man mit der deutlich Death-Metal-lastigeren Ausrichtung tatsächlich abgrenzen und das ist auch leider bisher das einzige Projekt, mit dem ich musikalisch wirklich viel anfangen kann. Sein restliches Schaffenswerk hat es bei mir nie über „ganz gut“ hinausgeschafft. Ich finde, ihm fehlt generell das Gespür für die großen Melodien und Emotionen. Wie du richtig beschreibst, es mangelt auf diesem Album hier überall an Spannung. Alles dümpelt so vor sich hin.

    Besonders schade, dass dafür Mikko Heikkilä verheizt wurde. Ich liebe seinen Gesang. Viel relevanter übrigens als seine Gastbeiträge bei Black Sun Aeon finde ich Mikkos Hauptband Kaunis Kuolematon, die für mich neben Swallow the Sun die aktuell beste Truppe im melodischen Death-Doom-Sektor darstellt.

    Naja, hatte mir jedenfalls von der Platte viel mehr erhofft. Selbst für Saukkonen-Standards ist das hier echt lahm. Da gefällt mir jedes Black-Sun-Aeon- oder Before-the-Dawn-Album besser. Wolfheart sowieso.

    1. Hallo!
      Möchtest du deine Behauptung auch mit Argumenten untermauern? Ich muss nämlich sagen, ich sehe hier absolut keinen Grund, aus dem das Album für mich in 20 Jahren mehr hermachen sollte – wenn ich mich dann überhaupt noch daran erinnern sollte.

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