Review ddp – Tempo Alter!

Tja, Vorurteile können einen schon einmal täuschen. Gerade im Punkbereich ist Ernsthaftigkeit selten Pate der Musiker und wenn die Band ausgeschrieben früher „Der dicke Polizist“ hieß, erwartet man in erster Linie wohl Spaß und Freude, vielleicht Kritik am System, in jedem Fall aber keine allzu tiefgreifenden Lyrics. Und endlich wird mal ein Info beigelegt, welches das Kind auch beim Namen nennt, denn hier ist Punk tatsächlich Romantik, eine Scheibe voll von Wehmut, alter Liebe und, tatsächlich, auch neuem Hass.

Musikalisch soll man mit diesem fünften Longplayer wieder zurück zu den Wurzeln gehen. Da ich diese nicht kenne, glaube ich das mal blind und wenn man den neun Songs lauscht, dann kommt das auch hin. Ohne unnützen Ballast hat man sich auf den Weg gemacht, zackige Riffs, einfach durcharrangierte Lieder und im Zweifel eher ein Akkord weniger als zu viel. Wie man es sich für eine zünftige Sause vielleicht vorstellt, legt man im höheren Midtempobereich (Ausnahme: die Halbballade „Auf und Ab“) ordentlich vor und haut eine halbe Stunde kraftvollen Punk heraus, der neben dem Partyeffekt auch zum Nachdenken anregt. Dabei klingt man weder musikalisch noch textlich jemals aufgesetzt, Ehrlichkeit ist die Devise und wenn man damit nach nicht einmal zweieinhalb Minuten durch ist, dann ist das auch ok. Coolerweise entpuppen sich einige Lieder ziemlich bald als echte Ohrwürmer, „Mittelmeer“, „Schwarze Rose“ und das wirklich schöne „Kennengelernt“ finden rasch den Weg in die Gehörgänge. Soweit gibt es eigentlich nichts zu klagen, allerdings ist die knappe Spielzeit eventuell ein Kritikpunkt. Sicherlich, es ist Punk und es sind ja auch nur neun Lieder, aber warum eigentlich nur neun? Füller kann ich keine entdecken, zwei oder drei weitere Nummern hätte man sich vielleicht noch aus dem Ärmel schütteln können, so aber fragt man sich beim ersten Durchgang, ob es wohl Song drei oder schon vier ist und tatsächlich ist man bereits am Ende einer wirklich gutklassigen halben Stunde angelangt.

Sei’s drum, auch wenn es keine dreißig Minuten sind, kann man sich alles in allem mit dem Material der Punkveteranen sehr gut anfreunden. DDP machen trotz der Kopflastigkeit Spaß und sind erfrischend anders als ein Großteil der Szene. Angenehme Musik einer sicher angenehmen Band.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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