Review Decline Of The I – Escape

  • Label: Agonia
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Betrachtet man Bandnamen und das Cover der neuen Scheibe, so denkt man schnell an eine weitere DSBM-Band, die im schlimmsten Fall wie eine billige Kopie von Shining klingt. Doch bei DECLINE OF THE I liegt man damit komplett falsch. Zum einen spielen die Franzosen keinen DSBM und zum anderen klingen sie wie keine billige Kopie von irgendwas. „Escape“ bildet den Abschluss einer Trilogie, die sich mit dem Schaffen des französischen Neurobiologen und Philosophen Henri Laborit befasst. Dieser forschte hauptsächlich auf den Gebieten der menschlichen Aggression und des Fluchtverhaltens. Und mit ebendiesem befasst sich auch „Escape“, sei es nun die Flucht in Alkohol und Drogen oder die Flucht in den Wahnsinn. Doch nicht nur das Thema ist für eine Black-Metal-Band ungewöhnlich, auch die Musik entspricht nicht wirklich den Genrevorgaben.

Von Beginn an vermischen DECLINE OF THE I – die eigentlich nur aus Mastermind A. K. bestehen – ohne jegliche Scheuklappen die verschiedensten Einflüsse mit ihrem eher in den Bereich Post-Black-Metal einzuordnenden Grundsound. Bei einem Querdenker wie A. K. als Gründer der Band ist das aber eigentlich auch nicht verwunderlich, spielte und spielt er doch bei Formationen wie Vorkreist, Merrimack oder Malhkebre. Die Einflüsse, die er nun auf „Escape“ vereint, reichen von Industrial über Symphonic bis hin zu jazzigen Passagen. Mit einem solch jazzigen Rhythmus beginnt die Scheibe auch. Nach einem kurzen Intropart überrascht „Disruption“ mit diesem recht vertrackten Rhythmus, anstatt wie wild loszuballern. Allgemein gibt es aggressive Parts nur in homöopathischen Dosen, diese allerdings sehr gut platziert. Man höre nur den Endpart des genialen „Organless Body“.

Heftiges Stinrunzeln verursachen aber „Enslaved By Existence“ und „Negentropy (Fertility Sovereign)“. Ersteres, weil es plötzlich mit einem merkwürdigen Chor aus der Konserve aufwartet, der immer wieder über die Riffs gelegt wurde. Bei „Negentropy (Fertility Sovereign)“ hingegen growlt A. K. plötzlich zu derben Industrial-Beats und hat die Gitarre bei großen Teilen des Songs einfach ganz weggelassen. Doch damit nicht genug, nahezu alle Song der Scheibe beinhalten immer wieder Originalaufnahmen von Henri Laborit, der über seine Forschungen und Ergebnisse zum menschlichen Fluchtreflex spricht.

Eine Bewertung von „Escape“ fällt im ersten Moment schwer, ist aber nach einigen Hördurchgängen eigentlich ganz klar: DECLINE OF THE I liefern hier keine Scheibe für zwischendurch oder zum Nebenbeihören ab. A. K. verwirklicht hier seine eigene Vision von Musik, die zwar auf Black Metal fußt, diesen aber nur als Basis für viel weiter gefasste Klänge nutzt. Auch die ernsthafte Beschäftigung mit Psychologie, Biologie und Philosophie hebt DECLINE OF THE I von anderen Bands des Genres ab. Viele Hörer werden sicherlich nach dem ersten Hördurchgang kopfschüttelnd aufgeben, doch wer dran bleibt und „Escape“ eine Chance gibt, wird mit einem unglaublich vielschichtigen und ernst zu nehmenden Album belohnt.

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Wertung: 9 / 10

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