Review Demen – Nektyr

  • Label: Kranky
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Ambient

Eine kryptische Mail mit ein paar Hörproben, dann wochenlange Funkstille und schließlich eine weitere kurze Mail, diesmal mit einem Namen: Irma Orm. So nahm die Zusammenarbeit zwischen DEMEN – dem Ambient-Projekt der besagten schwedischen Dame – und dem Recordlabel Kranky seinen Anfang. So rätselhaft und gerade noch auf das Nötigste reduziert wie seine rätselhafte Entstehungsgeschichte ist auch die Musik, der man nun auf dem Debütalbum „Nektyr“ lauschen kann. Ungefähr 35 Minuten lang hält DEMEN den Hörer darauf in einem düsteren Raum mit Wänden aus sphärischem Gesang und mysteriösen Keyboards gefangen, von dem man sich schon vorab anhand des Artworks ein Bild machen kann.

Ebenjene „Wände“ sollte man sich jedoch nicht etwa als undurchdringliche Betonwälle vorstellen, die oft als Metapher für Death oder Doom Metal herhalten, sondern vielmehr als dunkel gefärbte Glasscheiben, die den Anschein von Transparenz erwecken, sich aber doch nicht durchschauen lassen. Die Klänge, die Irma mit ihrer Stimme und ihren Keyboardkünsten kreiert, sind nämlich alles andere als greifbar. Melodien werden bei DEMEN nur sehr spärlich eingesetzt, die mitunter sogar recht langen Tracks kommen über weite Strecken instrumental daher und die Räume zwischen den Tönen sind oft leer wie ein Vakuum. Das macht es zum Teil etwas schwer, sich ganz in die Klangwelt fallen zu lassen, die die geheimnisvolle Schwedin mit ihren minimalistischen Kompositionen erschafft, da man sich gewissermaßen nirgends festhalten kann („Korridorer“).
Gerade das kurze „Mea“, in dem die verwaschenen, stimmungsvollen Keyboards einfach den Gesangslinien folgen, zeigt, dass die glasklaren und doch geisterhaften, mit viel Hall unterlegten Vocals die Songs an vielen Stellen zugänglicher gestalten hätten können, ohne dabei der mystischen Stimmung in die Quere zu kommen. Doch auch so entfaltet das Debüt von DEMEN nach mehrmaligem Hören eine wesentlich eindringlichere Wirkung als man es zu Beginn vielleicht vermuten würde.
Tatsächlich prägen sich mit der Zeit immer mehr Passagen ein, so zum Beispiel der Rhythmuswechsel im späteren Verlauf des Neunminüters „Morgon“, bei dem die sonst eher gemäßigte Perkussion im Hintergrund unerwartet an Kraft gewinnt und mysteriöser, wortloser Gesang über die flächigen Keyboards hinwegschwebt. Trotz der Monotonie innerhalb der einzelnen Tracks, kann man sie jeweils klar voneinander unterscheiden, das Album aber dennoch als stimmiges Ganzes betrachten.

„Nektyr“ ist definitiv kein Easy-Listening, gerade wegen seiner reduzierten Instrumentalisierung muss man der Platte einiges an Aufmerksamkeit widmen, um sie würdigen zu können und selbst dann verbleiben einige Stellen weiterhin in gewisser Weise verschlossen. Nichtsdestotrotz baut sich mit zunehmendem Hören eine eigentümliche Faszination auf, denn atmosphärisch ist die fließend zwischen hell und dunkel wechselnde Musik von DEMEN auf jeden Fall. Wer beklemmendem Ambient grundsätzlich etwas abgewinnen kann und kein Problem damit hat, sich in der Leere zwischen den Noten zu verlieren, der dürfte in „Nektyr“ ein neues Kleinod für seine Sammlung finden.

Wertung: 7.5 / 10

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