Review Dementia – Nina

Von Dementia hatte ich bis zu dieser CD noch nichts gehört, obwohl die Truppe schon seit 1989 besteht. Die ersten Jahre liefen wie bei vielen anderen Bands ab, man spielte Coverstücke von Bands wie Metallica, Slayer oder Iron Maiden. Inzwischen folgten das Demo „Abiosis“, eine Split mit Fallen Yggdrasil und die beiden Alben „Blackstone“ (1996) und „The Elfstones Chronicles“ (1999). Auch diesmal haben sich Dementia wieder viel Zeit gelassen, bis Ende 2004 ihr drittes Album „Nina“ veröffentlicht werden konnte, dass sie komplett in Eigenregie produziert haben.

Auch wenn man die Musik noch immer als Death Metal laufen lassen kann, hat die Band massig fremde Einflüsse in ihren Stil einfließen lassen. Die vorherigen Alben kenne ich nicht, kann daher auch keine Vergleiche anstellen.
Der Death Metal jedenfalls bietet nur noch ein Grundgerüst für die vielseitige Musik, die melodisch, aggressiv, progressiv, verschachtelt, abwechslungsreich und atmosphärisch ist. Nach dem eher lahmen Intro beweist das schon der erste Track „Bloodsoiled“, der gleich zu Anfang mit tollen klaren Vocals und einem gekonntem Wechsel aus ruhigen und harten Passagen überrascht. Orchestrale Momente finden sich hier genau so wie jazzige Einschübe, die an verschiedenen Stellen über die gesamte CD verteilt immer wieder auftauchen, auch spacige und elektronische Momente sind hier nicht selten. Der klare Gesang wurde für meinen Geschmack etwas zu arg durch den Industrialfleischwolf gedreht.

Nach dem schweren Anfang geht’s mit „Decipher Fractions“ etwas geradliniger mit Stakkato-Riffs und Headbangerqualitäten weiter, wäre meiner Meinung nach besser als Opener geeignet, da man so etwas leichter Zugang zu dieser CD finden könnte. Als Anspieltipps würde ich hier wohl das ruhig-abgedrehte „My Freaks’ Syllogism“ und das mit wunderschönen Melodien und herrlichem klarem Gesang ausgestattete „The Performance Of Fear“ nennen, aber auch alle anderen Stücke haben ihre Qualitäten, und Durchhänger gibt’s über die gesamte Strecke auch keinen. Auch das abschließende „The Delusive End“ ist ein Highlight, dass nach ruhigem und verträumtem Beginn noch mal alle Facetten des vertrackten Sounds von Dementia aufbringt. Bis aufs Intro und das 5-minütige „The Performance Of Fear“ sind alle Lieder zwischen 6 und 8 ½ Minuten lang, man kommt also trotz der nur 7 Tracks auf beachtliche 52 Minuten.

Es ist nicht allzu einfach, die Musik auf „Nina“ zu kategorisieren und treffend zu beschreiben, da empfehle ich nur jedem Progressive Metaller ohne Abneigung gegen Death-Vocals und offenohrigen Death Metallern, die keine Abneigung gegen komplizierte Lieder fast ohne Eingängigkeit haben, mal reinzuhören. Irgendwo zwischen Opeth und Ayreon dürften sich Dementia wohl fühlen, um auch mal die ein oder andere bekannte Band zu nennen.
Man benötigt hier schon einige Durchläufe, um überhaupt halbwegs mit dem Material warm zu werden, aber Hörgang für Hörgang kann man sich immer mehr damit anfreunden. Nur schade, dass die Produktion etwas zu dünn ausgefallen ist und vor allem bei schnelleren Passagen etwas an Druck vermissen lässt.

Für 10 Euro inkl. Versand gibt’s „Nina“ auf www.dementia-band.com zu kaufen, ausserdem kann man da vorher schon mal in „Cyberdeath“ von diesem Album sowie ein paar ältere Stücke reinhören, was man vor dem Kauf wohl schon tun sollte.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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