Review Desolation – Desoriented

Das dritte Album einer Band hat ja gewissermaßen immer den Fluch bzw. den Segen an der Backe, das sogenannte „Make-It-Or-Break-It“-Album zu sein. Ein Werk, welches über die Zukunft einer Band entscheiden kann und welchem somit eine ungeheuer hohe Bürde zuteilwird. DESOLATION haben mit „Desoriented“ jüngst ihr Drittwerk über Rebellion Records veröfffentlicht. Ob der Band dank ihrem neuesten Streich eine rosige Zukunft bevorsteht, soll im Folgenden geklärt werden. Geschlagene sieben Jahre nach „Under Pitch Black Skies“ machen die Jungs also erneut auf sich aufmerksam. Irgendwo in der Schnittmenge von Moonspell, Agathodaimon, Cradle Of Filth und Eisregen agiert das Quartett aus Hannover, welches bereits seid 1994 zusammen musiziert.

Für sich genommen ist das, was DESOLATION mit „Desoriented“ abliefern, noch nicht mal allzu schlecht geraten. Misst man dem Titel des Werks eine tiefere Bedeutung bei, so ergibt er definitiv Sinn. Das Material ist sehr vielseitig ausgefallen, beinahe so, als hätte man eben relativ desorientiert drauflos geschrieben. Dabei schafft es die Gruppe nicht immer, das Dargebotene als homogenes Ganzes zu präsentieren und hier liegt auch das eigentliche Problem begraben.

„Desoriented“ mangelt es an Wiedererkennungswert und den Erschaffern an einer eigenen Identität. Zuweilen wirkt das Werk wie ein Abziehbild des Schaffens der offensichtlichen Vorbilder: Ein bisschen Cradle-Of-Filth-Kitsch hier, ein wenig Düster-Metal à la Agathodaimon oder auch Nachtblut da und mit dem abschließenden „Ich hasse ein bisschen die Welt“ kann man sich selbst eine offensichtliche Eisregen-Huldigung nicht verkneifen. Es ist wirklich ein Ärgernis: Gelungene Rausschmeißer wie „The Sainthood Of The Fallen“ stehen solch Rohrkrepierern wie „Ave Maria“ gegenüber und gehen dementsprechend gnadenlos unter. Dabei scheinen DESOLATION durchaus talentiert an ihren jeweiligen Instrumenten zu sein, was gelungenere Stücke wie „L’Auberge D’Ésolation“ (überzeugt durch gelungenen Klargesang) oder auch das getragene „Contagion“ zur Genüge beweisen.

Sei es wie es ist: Bei wem die zitierten Vorbilder schon Begeisterung hervorrufen, für den könnte „Desoriented“ durchaus interessant sein. Alle, die sich jedoch nicht nur eine bloße Kopie in den heimischen Schrank stellen wollen, sollten sich nach wie vor lieber an die etablierten Szenegrößen halten. Deren qualitatives Niveau ist auf Albumlänge gesehen nebenbei bemerkt auch deutlich konstanter. Zusammengefasst: DESOLATION liefern garantiert kein „make-it“-Album ab, doch für die Kategorie „break it“  ist es stellenweise dann doch zu solide.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Michael Ay

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