Review Diabolical Masquerade – Death´s Design

Wir befinden uns im Jahre 2001, genauer gesagt der 2.März 2001, der Tag an dem das letzte Werk von DIABOLICAL MASQUERADE, ein Ein-Mann-Projekt des Katatonia-Gitarristen Blakkheim (Anders Nyström), veröffentlicht wurde. Diabolical Masquerade hatte bis dato 3 Alben auf dem Konto, auf denen man sich von einst noch grossteils auf Black-Metal beschränkten zu einem immer breiteren Spektrum an musikalischer Vielfalt entwickelte, so dass es letztlich gar nicht so einfach war Diabolical Masquerade musikalisch einzuordnen.
Auch 2001 sollte es also wieder soweit sein und das vierte Opus „Death’s Design“ war fertiggestellt. Doch wer sich das Album gekauft hat, hat festgestellt, dass dies kein gewöhnliches Album ist:Statt nur Bandlogo und Albumtitel zu sehen, gab es folgendes zu lesen: „Original Motion Picture Soundtrack ‚Death’s Design‘ – Composed and Conducted by ‚Diabolical Masquerade'“. Huch, was ist denn da los? Und als wenn das nicht schon genug wäre geht es mit der Rückseite weiter:
Statt einer Trackliste von vielleicht 7-10 Songs, gibt es hier gleich 61, schön aufgeteilt auf 20 „Movements“ (Handlungsabschnitte). Man scheint es also ernst zu meinen und hier handelt es sich tatsächlich um einen kompletten Soundtrack zu einem Film. Wenn man sich das Ganze anhört wird man auch merken, dass die einzelnen Titel hinten auch wirklich die Handlung darstellen, denn wenn man z.Bsp. bei Track 18 angelangt ist hört man wirklich „spinning back the clocks“ oder wenn man im 16.ten Abschnitt angelangt ist befindet man sich vom Höreindruck wirklich in Ägypten. Faszinierend. Ich kenne bislang jedenfalls keine Metal-Band die einen kompletten Soundtrack zu einem Film beigesteuert hat.

Aber was hat es denn nun eigentlich auf sich mit dem Projekt? Wie kommt Blakkheim dazu einen Soundtrack herstellen zu dürfen? Diese Frage beantwortete er danach in Interviews, Filmleute seien auf ihn zugekommen und hätten ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte für einen Horrorfilm die passende Musik zu entwerfen, natürlich dem Drehbuch angepasst, und da es dank der Diabolical-Masquerade-Alben nun auch kein Geheimnis ist, dass Blakkheim ein Fan des Horror-Genres ist, wird man sich vorstellen können, dass dies wohl bestimmt ein großer Wunsch Blakkheim’s gewesen sein muss und er das Angebot euphorisch annahm.
Damit war die Sache aber noch lange nicht gegessen. Auf der Rückseite von „Death’s Design“ ist nämlich noch etwas merkwürdiges zu finden: Unten ist zu lesen: „Avantgarde Music“. Komisch, warum sollte der Soundtrack über das bisherige Label von Diabolical Masquerade vertrieben werden, wenn es doch kein offizielles Album ist?
Auch diese Frage beantwortete Blakkheim in den Interviews: Auch wenn er seinen Soundtrack fertig stellte, erblickte der Film niemals das Tageslicht, Die Gründe dafür schienen verschieden zu sein, auf jeden Fall stand am Ende ein Soundtrack ohne Film. Bitter, vor allem da sich die Handlung doch recht interessant anhörte und man mit Blakkheim keinen besseren Mann für die geeignete Filmmusik hätte finden können.
Wie dem auch sei, nach einigem Hickhack um Lizenzen, Rechte und co., schafften es Avantgarde Music den Soundtrack als eigenständige Produktion zu veröffentlichen. Der Film wurde nie veröffentlicht und der Soundtrack wurde zum letzten Album von Diabolical Masquerade umfunktioniert, da Blakkheim das Projekt 2004 beerdigte.

Wie es sich für einen Soundtrack gehört wird hier oft mit wiederkehrenden musikalischen Motiven gespielt, welche immer wieder neu variiert werden. Oftmals ist ein Track vielleicht grade mal eine halbe Minute lang, Songlänge nimmt dabei keiner an, bei maximal 2 Minuten ist Schluss, jedoch sind die einzelnen Movements natürlich musikalisch zusammenhängenden, so dass man auch durchaus mal Passagen richtig genießen kann.
Apropros genießen: Auch wenn es sich um den Soundtrack für einen Horrorfilm handelt wird man nicht bloss mit heftigen Metal-Passagen erschlagen, welche Blakkheim auf den Vorgänger-Alben ja noch in den Vordergrund stellte. Die Instrumental-Passagen, welche durch ein echtes Orchester – namentlich: The Maalten Quartet aus Estland – noch um einiges detailreicher ausfallen als bei den vorherigen Werken, erinnern teilweise an Pink Floyd & co. und laden zum Träumen ein, doch der Traum kann sich auch schnell mal in einen Albtraum verwandeln, wenn von einem Moment auf den nächsten Blastbeats die schönste Melodie sich in einer teuflischen Maskerade als Vorbote zum Grauen entpuppt. Blakkheims durchtrieben Stimme tut hierbei wie immer ihr übriges und verleibt der Musik den nötigen Wahnsinn ein.

Trotz der großen Titelanzahl und den vielen Twists im Plot schafft man es „Death’s Design“ durchaus einen im Ohr hängen bleibenden Charakter zu verpassen. Verdeutlichen lässt sich dies am Besten durch das Adaptieren von der berühmten Stelle aus „The Hall Of The Mountain King“ von Edvard Grieg, wie es bereits vorher Vintersorg in „For Kung Och Fosterland“ getan haben. In gleichem Maße wiedererkennbar sind viele Passagen aus „Death’s Design“, sei es nun im metallischen oder orchestralen Gewand.
Auch bei dem letzten Werk des Blakkheim-Projekts durfte ein Auftritt von Dan Swanö nicht fehlen, bei zwei Titeln steuerte er seinen Teil dazu bei, ans Mikrophon durfte er diesmal jedoch nicht und dennoch gibt es wieder einmal hier und da Huldigungen an den Heavy Metal zu hören. Wer beim Anhören des Albums trotzdem nur ins Gähnen kommt dem hilft Blakkheim mit einem letzten diabolischen Schrei am Schluss wieder ins Reich der Wachenden.

Klar, als ich damals nach dem Erwerb des Albums die Geschichte zu „Death’s Design“ nachrecherchierte war ich beeindruckt, wie das alles entstanden ist. Jedoch – und ich bin eigentlich froh darüber, dass es in dieser Reihenfolge abgelaufen ist – musste ich letztendlich erfahren, dass Blakkheim uns mit seiner Geschichte über Filmleute, die bei ihm an der Haustür klingeln und einem gescheiterten Filmprojekt kräftig veräppelt hat. „Death’s Design“ ist nichts weiter als ein planmäßiges Album von Diabolical Masquerade, dem wohl durch diesen Hintergrund mehr Aufmerksamkeit als sonst jemals zuteil geworden ist.
Dennoch heisst das noch lange nicht, dass es sonst keiner Aufmerksamkeit bedarft hätte, denn trotz alledem bleibt „Death’s Design“ ein einzigartiges Stück Musikgeschichte, ein Soundtrack zu einem niemals real existierenden Film, der Film spielt sich einzig und alleine im Kopf des Zuhörers ab und wie wir ja alle wissen kann die eigene Fantasie wohl angsteinflößender sein als jeder Horror-Film.

Tracklist:
First Movement:
01. Nerves in rush
02. Death ascends – the hunt (Part I)
03. You can´t hide forever
04. Right on time for murder – the hunt (Part II)

Second Movement:
05. Conscious in no materia
06. A different plane
07. Invisible to us
08. The one who hides a face inside

Third Movement:
09. …and don´t ever listen to what it says
10. Revelation of the puzzle
11. Human prophecy
12. Where the suffering leads

Fourth Movement:
13. The remains of galactic expulsions
14. With panic in the heart
15. Out from the dark
16. Still coming at you
17. Out from a deeper park

Fifth Movement:
18. Spinning back the clocks

Sixth Movement:
19. Soaring over dead rooms

Seventh Movement:
20. The enemy is the earth
21. Recall
22. All exits blocked
23. The memory is weak
24. Struck at random / Outermost fear
25. Sparks of childhood coming back

Eighth Movement:
26. Old people´s voodoo seance
27. Mary-Lee goes crazy
28. Something has arrived
29. Possession of the voodoo party

Ninth Movement:
30. Not of flesh, not of blood
31. Intact with a human psyche
32. Keeping faith

Tenth Movement:
33. Someome knows what scares you
34. A bad case of nerves
35. The inverted dream / No sleep in peace
36. Information
37. Setting the course

Eleventh Movement:
38. Ghost inhabitants
39. Fleeing from town
40. Overlooked parts

Twelfth Movement:
41. A new sparks – Victory theme (Part I)
42. Hope – Victory theme (Part II)
43. Family portraits – Victory theme (Part III)

Thirteenth Movement:
44. Smokes start to churn
45. Hesitant behaviour
46. A hurricane of rotten air

Fourteenth Movement:
47. Mastering the clock

Fifteenth Movement:
48. They come, you go

Sixteenth Movement:
49. Haarad el Chamon
50. The egyptian resort
51. The pyramid
52. Frenzy moods and other oddities

Seventeenth Movement:
53. Still part of the design – the hunt (part III)
54. Definite departure

Eighteenth Movement:
55. Returning to Haarad el Chamon
56. Life eater
57. The pulze
58. The defiled feeds

Nineteenth Movement:
59. The river in space
60. A soulflight back to life

Twentieth Movement:
61.Instant rebirth – alternate ending

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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