Diskord

Review Diskord – Degenerations

Spätestens seit ihrer 2016er Mini-Tour mit den Avantgarde-Metallern Dødheimsgard dürfte die Death-Metal-Combo DISKORD aus Norwegen einem breiteren Szenepublikum bekannt geworden sein – nicht nur ausschließlich bei Fans in der Death-Metal-Szene, sondern vielmehr in der progressiven, technisch versierten Hörerschaft, die tendenziell auch bei einem Dødheimsgard-Konzert anzutreffen ist. Diese Bandzusammenstellung ergab damals durchaus Sinn, denn das Osloer Trio (Gitarrist, Bassist, Schlagzeuger sind zugleich die Sänger) versetzt seine Death-Metal-Interpretation mit viel technischem Geschick, progressiven Songstrukturen und der Rotzigkeit von Grindcore – für aufgeschlossene Hörer ein gefundenes Fressen.

Obwohl sich DISKORD bereits 1999 gründeten, veröffentlicht das Dreiergespann mit seinem neuen Album „Degenerations“ erst seine dritte Platte; zwischen ihr und ihrem Vorgänger liegen neun Jahre und zwei Besetzungswechsel. Schlimm ist das nur bedingt, lieferten DISKORD mit „Dystopics“ (2012) immerhin ein Album ab, das tatsächlich überdurchschnittlich viele Durchläufe benötigte, um aufgrund seiner verqueren und überfordernden Art auch nur ansatzweise verstanden werden zu können. Ist das mit „Degenerations“ nun anders? Natürlich nicht. Auch mit ihrer dritten Veröffentlichung rütteln DISKORD an allen musiktheoretischen Grundfesten, die einen Song hörbar machen sollen. Irgendwo im Grenzgebiet zwischen Tech, Grindcore und Death Metal angesiedelt, verzichtet das Trio erneut nicht nur auf anhaltende Strukturen oder wiederkehrende Motive innerhalb eines Songs, sondern auf gänzlich alles, was einen Track schnell begreifbar werden lässt. Das Charmante daran ist, dass der Wahnsinn koordiniert ist: Das groovige Spiel des begnadeten Bassisten ist ebenso ein Ohrenschmaus wie das facettenreiche Drumming oder das hektisch anmutende Riffing des Gitarristen.

All das zusammen ergibt Überforderung, aber auch eine Menge Spaß, wenn man Tech Death überaus schätzt, sich von Musik gerne herausfordern lässt und schon immer gerne wissen wollte, was der Gegensatz zu Easy Listening ist. Wer nichts mit zu steril gemasterten Platten anfangen kann, wird DISKORDs neue Platte zu schätzen wissen: Wesentlich besser produziert als ein Debüt aus den 90er Jahren, aber noch immer qualitativ schlechter abgemischt als die neuesten Veröffentlichungen aus dem Tech-Death-Bereich, werden sich an „Degenerations“ definitiv die Geschmäcker scheiden. Dennoch: DISKORD sind ein Must-hear für hartgesottene Metaller, denen Krallice zu strukturiert und Gorguts zu glattgebügelt sind!

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Wertung: 7.5 / 10

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