Review Drown – Subaqueous

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Ganz gleich, ob man Markov Sorokas künstlerisches Schaffen für seine Ambitionen schätzt oder es für unausgegoren und prätentiös hält, es lässt sich nicht leugnen, dass der ukrainische Solomusiker in jedem seiner zahlreichen Projekte eine markante Klang- und Bilderwelt erschafft. Mit seinem Atmospheric-Black-Metal-Outlet Aureole versetzt Soroka den Hörer in die einsame Leere des Weltalls, das Experimental-Death-Metal-Projekt Tchornobog steht für surrealen, aber doch irgendwie irdischen Cosmic-Horror und mit dem zuletzt aus seiner Ein-Mann-Band Slow hervorgegangenen „Aquatic-Doom“-Projekt DROWN vertont der Multi-Instrumentalist eine wundersame und doch grauenerregende Unterwasserwelt. Dabei kommt es nicht von ungefähr, dass das Cover von „Subaqueous“ quasi das maritime Gegenstück zu jenem von „Tchornobog“ darstellt.

Mag Soroka mit DROWN auch eine Spur konventioneller und träger zu Werke gehen als mit Tchornobog, so lassen sich neben dem Artwork doch einige Parallelen zwischen den beiden Projekten ziehen. Zum einen fühlt sich „Subaqueous“ – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sich das Album aus zwei sich über 20 Minuten erstreckenden Kompositionen zusammensetzt – in ähnlichem Maße gigantisch und furchteinflößend an wie Sorokas Experimente mit Death Metal, zum anderen zeigen sich auch hier die bemerkenswerten Fortschritte, die der Ukrainer seit seinen eher holprigen Anfängen als Kunstschaffender gemacht hat.

Mit ihren monströsen Growls und schleppenden Schlagzeugrhythmen gleicht die Platte einem alles in sich verschlingenden Mahlstrom, während die bedrückenden, langgezogenen Leads und die desolaten Clean-Gitarren sowie die tristen Geigen, die die beiden Tracks abschließen, die unter der Oberfläche schlummernde, fremdartige Tiefseeszenerie abbilden. Vor allem auf „VI: Mother Cetacean“ haftet den verschwommenen Gitarrenmelodien etwas faszinierend Unwirkliches an, wodurch die Atmosphäre des Albums vollkommen in dessen Unterwasser-Setting aufgeht.

Dass DROWN dem Hörer das Gefühl, hilflos unter der Last von tonnenschweren Wassermassen über den Meeresgrund zu driften, auf derart eindrucksvolle Weise in den Kopf zu pflanzen vermag, ist jedoch auch zu einem nicht unwesentlichen Teil der hervorragenden Produktion zu verdanken. Wie schon im Fall von „Tchornoborg“, für dessen unnahbar-verdrehten Sound Stephen Lockhart verantwortlich zeichnete, hat Soroka mit Greg Chandler (Esoteric) genau den richtigen Mann für die soundtechnische Umsetzung seiner Vision von DROWN gefunden. „Subaqueous“ klingt klar und wuchtig, in gewisser Weise aber auch ein wenig dumpf und mit undurchschaubaren Zwischenräumen gespickt – beinahe so, als entspringe die Musik selbst den Tiefen des Ozeans.

„Subaqueous“ mag aus stilistischer Sicht nicht Sorokas bahnbrechendste Veröffentlichung sein und auf „VII: Father Subaqueous“ ein wenig an kompositorischer Raffinesse vermissen lassen, dennoch handelt es sich dabei um ein markantes, formvollendetes Kunstwerk mit immenser Sogwirkung. Ganzheitlicher abgerundet als Slows „Unsleep“ und in seinem Spiel mit dem luftleeren Raum zwischen den Noten effektiver als Aureoles „Alunar“ ist das Album ein Zeugnis der künstlerischen Weiterentwicklung, die DROWN den Weg bereitet hat. Nach seinen ersten Gehversuchen im Funeral Doom hat sich Soroka hiermit vollends in ebenjenem Genre bewährt.

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Wertung: 8 / 10

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