Review Duncan Evans – Prayers For An Absentee

(Folk / Post-Punk / Singer-Songwriter) Vor allem im Black-Metal-Umfeld ist es nicht unüblich, dass man neben der „Hauptband“ auch ein Soloprojekt betreibt. Bei den meisten dieser Ein-Mann-Bands unterscheidet sich die Musik jedoch allenfalls geringfügig von der ihrer mehrköpfigen Pendants. Nicht so im Fall von DUNCAN EVANS, dessen Mischung von Folk, Post-Punk und Singer-Songwriter-Klängen kaum ein Indiz dafür liefert, dass der Brite vormals bei den Avantgarde-Black-Metallern A Forest Of Stars Gitarre spielte. Mit „Prayers For An Absentee“ veröffentlicht DUNCAN EVANS zum zweiten Mal unter eigenem Namen, diesmal allerdings mit einer ganzen Band im Rücken, ein Album, dessen Einflüsse nicht etwa bei Darkthrone, sondern bei Nick Cave und Leonard Cohen zu finden sind.

Die Dramatik und Intensität, die man von A Forest Of Stars gewohnt ist, spielen auf „Prayers For An Absentee“ nicht einmal im Ansatz eine Rolle. An ihre Stelle setzt DUNCAN EVANS eine zumeist sehnsüchtige, tröstende und vertraute Grundstimmung. Das treffendste Beispiel dafür steht mit „Bring Your Shoulder“ gleich am Beginn des Albums: Verwässerte Gitarren im altbekannten The-Cure-Stil, einfühlsamer Gesang und unkompliziertes Drumming und Klavierspiel nehmen den Hörer sanft in den Arm, wo er sich, wie in den Texten ersehnt, ohne Scham ausweinen kann.

Zwar fühlt man sich nicht bei jedem der Songs derartig geborgen – „Us And Them And You And Me“ klingt anfangs noch eher beklemmend und „Christabel“ bringt mit seinem schnittigen Post-Punk-Pepp ein wenig mehr Hektik ins Spiel –, doch im Allgemeinen ist „Prayers For An Absentee“ von einem Gefühl verständnisvoller Nähe geprägt. Insbesondere am Piano bringt DUNCAN EVANS seine Emotionen nachvollziehbar zum Ausdruck und verpackt sie in leicht zu merkende Melodien, sogar und insbesondere im zehnminütigen „Trembling“.

Doch die Gefühlsduselei, der DUNCAN EVANS so ausgiebig frönt, hat auch ihre Tücken. Zum einen trällern die Gitarren oftmals recht ziellos vor sich hin, zum anderen legt der britische Einzelgänger manchmal ein bisschen zu viel Pathos in seine Vokalperformance. Dies hat unter anderem zur Folge, dass es manche der Lieder mit ihrem schrulligen Classic-Rock-Kitsch übertreiben („Poppy Tears“) und andere in ihrer Struktur schlichtweg banal erscheinen („Borderlands Prayers“, „I Know“). Dem gefühlvollen Flair, den die Platte in ihren stärkeren Momenten verströmt, versetzen die mittelmäßigen Stücke leider einen deutlichen Dämpfer.

Obwohl DUNCAN EVANS auf „Prayers For An Absentee“ kaum jemals Langeweile aufkommen lässt und in einigen Tracks sogar eine starke, emotionale Wirkung aussendet, begeistert das zweite Album des Briten nicht auf ganzer Linie. Die immer mal wieder zu harmlosen oder beliebigen Arrangements zehren genauso an einigen der Songs wie der bisweilen über das Ziel hinausschießende, affektierte Gesang. Seinen Ruf als talentierter Musiker setzt DUNCAN EVANS damit zwar nicht zwangsläufig aufs Spiel, zumal das Album aus technischer Sicht einwandfrei ist, doch für eine unbedingte Kaufempfehlung reicht es im Gegensatz zur aktuellen Platte von A Forest Of Stars dann doch nicht.

Wertung: 6 / 10

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