Um in der notorisch übersättigten Metal-Musikbranche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, behelfen sich viele Musiker mit aufsehenerregenden Bandkonzepten – mit teils unsäglich peinlichen Ergebnissen, wie Moritz Grütz in seiner diesbezüglichen Kolumne darlegte. Dass die Mitglieder von ECCLESIA, deren Ästhetik sich um die spätmittelalterliche Inquisition dreht, ulkige Pseudonyme wie „The Witchfinder General“ oder „Pater Hexenhammer“ gewählt haben und sich auf Bandfotos in Mönchskutten und Masken zeigen, gibt vor diesem Hintergrund wohl berechtigten Anlass zur Skepsis. Im Gegensatz zu den Machwerken so vieler anderer Klamaukgruppen macht „De Ecclesiæ Universalis“, das Debütalbum der Franzosen, jedoch selbst dann einiges her, wenn man das Brimborium, das ECCLESIA um sich selbst veranstalten, ausblendet.
Auf ihrer dreiviertelstündigen Einstandsplatte orientieren ECCLESIA sich am klassischen Epic Doom von Bands wie Candlemass und Cathedral, verpassen diesem allerdings eine geballte Ladung Heavy-Metal-Power. So eröffnet das Sextett das Album nach dem Intro „Excommunicamus“, in dem man den Geräuschen nach zu urteilen Zeuge einer Hexenverbrennung wird, sogleich mit einer schnittigen Up-Tempo-Nummer, die energiegeladener nicht sein könnte („Vatican III“).
Danach bewegen ECCLESIA sich überwiegend im mittleren Geschwindigkeitsbereich. Mal geht die Band kräftig stampfend zu Werke („Ecclesia Sathani“), mal wird schwungvoll groovend Jagd auf Ketzer gemacht („Behold The Heretic Burning“) und das anfangs noch unheilvoll getragene „Antichristus“ nimmt zum Ende hin überraschend stark an Fahrt auf. Genretypisch schleppende Stücke wie das in seiner Trägheit leider recht uninteressante „God‘s Trial“ bilden auf „De Ecclesiæ Universalis“ hingegen die Ausnahme.
Sowohl in Sachen Performance als auch Songwriting präsentieren ECCLESIA sich als absolut fähige Musiker. Frater Arnhwalds aberwitzig hoher, theatralischer Klargesang, dem man bereits in manchen Tracks seiner Symphonic-Black-Metal-Band Deathcode Society lauschen konnte, steht dem der Großen des Genres in nichts nach und das Zusammenspiel der fetzigen Riffs, Leads, Soli und Drums mit Pater Walkelinus‘ ominösem Orgelspiel funktioniert erstaunlich gut. Durch Dreingaben wie das besagte Orgelspiel, sakrale Chöre („Ite Missa Est“) oder das geflissentliche Weglassen des ersten Worts im Titel ihrer Coverversion von Venoms „Don‘t Burn The Witch“ flechten ECCLESIA ihr Bandkonzept zudem stimmig in das Album ein.
„De Ecclesiæ Universalis“ ist gewiss keine Offenbarung. Nicht jeder der Tracks reißt vollends mit, auch die stärkeren Songs sind nicht unbedingt wegweisend und sicherlich kann man sich auch an dem etwas albernen Image der Band stören. Aber Hand aufs Herz: Kann man Alben wie Judas Priests „Painkiller“ (1990) oder eine Platte mit einem Titel wie Candlemass‘ „Epicus Doomicus Metallicus“ (1986) eher ernstnehmen? Und handelt es sich dabei denn nicht trotzdem um herausragende Klassiker des Heavy-Metal-Genres? Einen solchen Meilenstein haben ECCLESIA mit ihrem Debüt zwar nicht geschaffen, jedenfalls aber ein konzeptionell konsequent umgesetztes und unterhaltsames Album.
https://www.youtube.com/watch?v=ua7fMbnZR9g
Wertung: 7.5 / 10