Review Echtra – Sky Burial

(Post Metal / Drone / Folk) ECHTRA sind zwar schon seit etwa 10 Jahren dabei und bespielen ein durchaus mir zugeneigtes Genre, trotzdem sind sie bislang völlig an mir vorrüber gegangen. Wobei „sie“ schon an sich der falsche Ausdruck ist, besteht ECHTRA doch lediglich aus dem Multikönner J. Joshua Philips, der ECHTRA nutzt, um seine Visionen von atmosphärischem (Post-) Black Metal in Kombination mit Drone und etwas Folk umzusetzen.
Wirklich viel Metal ist allerdings auf „Sky Burial“ nicht enthalten. Die Songs sind drone-entsprechend langsam ausgerichtet, tiefe Riffs transportieren epische Atmosphären, ohne dabei aufgesetzt monoton zu wirken, wie man es leider häufig bei anderen Bands ähnlichen Kalküls vorfindet. Immer wieder mischen sich akustische Gitarren in die Klänge, die vor allem durch extrem verdichtete Arrangements überzeugen können. Man hat das Gefühl, in ein Meer von kuscheligen Federn zu fallen und sich darin versinken lassen zu können, um sich ganz seinen Träumen und Sehnsüchten hinzugeben. ECHTRA stört dabei auch gar nicht groß mit etwaigen Vokaleinsätzen, die Musik bleibt durch die Bank Musik, nur ganz selten gibt es vereinzelt Gesangspassagen, die häufig aber nicht mehr als dezente „Ah“-Gesänge sind.
Etwas weniger ansprechend finde ich die ausgedehnten Teile, in denen nur die Akustikgitarre spielt. In diesen Phasen erinnert mich ECHTRA etwas an Dornenreich zu langweiligeren Zeiten – also immer dann, wenn die Emotionen alleine durch lockeres Saitengezupfe erzeugt werden sollen anstatt durch sturm- und- drängende Ausbrüche, die wirklich mitreißen. Dementsprechend verliert „Sky Burial I“ auch nach nach gut der Hälfte an Boden, denn minutenlanges Akustikgedudel wird nach einer gewissen Weile schon etwas belanglos. Glücklicherweise startet Teil II des Albums wieder mit mehr Elan und knüpft schließlich da an, wo Teil I aufgehört hat, richtig gut zu sein. Wo „Sky Burial I“ schon nicht schnell war, nimmt Nummer zwei aber tatsächlich noch mal Tempo raus. Die Gitarren und der Bass „wabern“ mehr oder weniger wie zähfließende Lava und erinnern dabei an die grandiose Soundarbeit der legendären Doom-Deather Winter. Auch hier kommen nach einigen Minuten wieder die akustischen Gitarren in den Vordergrund, allerdings ist gerade noch genug Verzerrung im Hintergrund zu hören, dass es diesmal nicht so langweilig wird, zumal nach gut zehn Minuten die Härte zurückkehrt. Immerhin muss man ECHTRA attestieren, zwei jeweils genau 23 Minuten lange Songs (so lang ist JEDES Lied der Bandhistorie) insgesamt stimmig und spannend gestaltet zu haben.

Natur hat man sich auf die wenigen lyrischen Fahnen geschrieben, die Musik passt sich da hervorragend an. Wo der Black Metal (geblieben?!?) ist, kann ich nicht sagen, es braucht ihn aber auch nicht wirklich. Dennoch ist die Band immer dann großartig, wenn harte Gitarren und Schlagzeug ins Spiel kommen, dann reißt ECHTRA seine Hörer wirklich mit. Mehr davon und die Note fällt noch besser aus, trotzdem ist das in meinen Augen eine sehr reife Platte, die den ambitionierten und anspruchsvollen Musikhörer absolut zufrieden stellen sollte.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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