Review EF – Ceremonies

Vergleiche mit großen Namen mögen nicht alle Bands, aber wenn man mit seinen Vorbildern so offensiv kokettiert wie die schwedischen Post-Rocker EF, darf und wird man sich kaum beschweren. Im Falle der aktuellen Veröffentlichung „Ceremonies“ kann man somit sagen: Glücklicherweise haben Sigur Rós dieses Jahr doch noch ein gutes Album herausgebracht.

Die Nähe zu den isländischen Superstars ist einfach nicht nur dadurch gegeben, dass EF sie selber neben den Schotten Mogwai als größte Inspirationsquelle bezeichnen, wobei ersteres klar deutlicher zum Ausdruck kommt. Die Musik ist sehr ruhig und bedächtig gehalten: sanfte Keyboardarrangements, verträumte, bisweilen einsamen Gitarrenakkorde, zurückhaltendes, fast schüchternes Drumming und eine Stimme, die irgendwo zwischen Jónsis Falsett und Steven Wilson in den ruhigsten Momenten von Porcupine Tree pendelt.
Wobei der Gesang insgesamt eher dezent im Hintergrund bleibt, nur wenige Stücke auf „Ceremonies“ sind vocaldominiert, ganz selten werden die Instrumente mal so ausgeblendet wie im erweiterten Intro von „Yield! Heart! Yield!“, einer epischen Nummer der Extraklasse und ganz sicher eines der Highlights auf der Platte. Atmosphäre, Intensität und Spannungsbogen über fast zwölf Minuten derart aufrecht zu erhalten, schaffen nur wenige Bands. Vor allem, wenn man die minimalistische Ausrichtung von EF mitbedenkt, häufig trifft man eher kreative Soundlandschaften als Songs im ursprünglichen Sinne.

Spannend sind die Lieder in meinen Augen nicht nur aufgrund des exzellenten, des variablen Songwritings, sondern auch durch die kluge Einbindung von diversen Gastmusikern. So kommen Streicher bei dieser Art von Musik ohnehin immer gut, folgerichtig holte man sich zwei Cellisten und eine Violinistin ins Boot. Für dramatische Akzente sorgen eine Posaune und eine Trompete, die dem sonst wirklich bedächtigen Tempo einen Hauch von Druck und Härte verleihen, den die Band sonst eigentlich nur mit einer kleinen Aktion am Gaspedal auf „Delusions Of Grandeur“ erreicht.
Leider versteht man von dem Gesang so wenig, dass ich nicht mal sagen kann, ob es sich wie bei den Waffenbrüdern von der Vulkaninsel im Nordatlantik nicht um eine Phantasiesprache handelt (wobei die englischen Namen eher nicht darauf hindeuten). Die Titel klingen nämlich allesamt sehr interessant und auch wenn man mittlerweile zumindest  weiß, wo George Mallory schläft, würde die Umsetzung der Thematiken doch sicher spannend zu verfolgen sein.

Wahrhaftig, diese Platte hätte eigentlich von Sigur Rós kommen sollen, egal, wichtig, dass sie überhaupt eine Band herausgebracht hat. Freunde der Isländer dürfen somit blind zuschlagen, wer sich sonst mal nach eher ruhigen Momenten sehnt, ist aber ebenso aufgefordert, zumindest einmal in „Ceremonies“ hineinzuhören. Ein perfekter Auftakt für den nahenden Herbst!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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