„Evil Sides“ ist das Debüt-Full-Length von EFPIX, einer russischen Melodic-Death-Metal-Band, die es sich selbst zur Aufgabe gemacht hat, Göteborger Melodeath mit Industrial Metal zu mixen. Die Band geht jedoch – zumindest stellenweise – überraschend unmelodisch vor, Assoziationen mit beispielsweise In Flames sollte man also gleich mal aus seinen Gedanken streichen. Unabhängig davon handelt es sich bei „Evil Sides“ jedoch um eine Platte, die zwar nicht perfekt, aber doch oftmals ansprechend ist.
„The Bells Of Destiny“ beginnt mit düsteren Industrial-Sounds und entwickelt sich später zu einem groovenden Death-Metal-Brett, das, wie bereits erwähnt, gar nicht so melodisch ist, wie zu erwarten war. Von diesem eher durchschnittlichen Anfang sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen, „It’s Time To Die“ zeigt EFPIX von einer gemäßigteren Seite, in den Strophen wird zugunsten der Industrial-Elemente und ausgezehrten Clean-Vocals sogar gänzlich auf Gitarren verzichtet, während sich im schleppenden Refrain vor allem die hohen Backing-Screams hervortun. Die Vocals erinnern bei EFPIX stark an Peter Tägtgren (Hypocrisy, Pain), wie er auf Bloodbaths „Nightmares Made Flesh“ geklungen hat.
Das drittplatzierte „God Is Our Entity“ ist der womöglich beste Track des Albums, hier treffen schnelle, energetische und spacige Synthesizer auf einen eingängigen Refrain, der gesanglich an Children Of Bodom erinnert. Es finden sich jedoch auch in fast allen übrigen Songs kleine Highlights, die für ein gutes Maß an Abwechslung sorgen, so zum Beispiel der unmenschlich langgezogene Growl zu Beginn von „Forget Me“, das außerdem das erste Solo des Albums beinhaltet, welches dafür ziemlich ausgedehnt ist. Erwähnenswert sind ansonsten vor allem der gnadenlos brutale Titeltrack, das tragische, mit nach Streichern klingenden Keyboards ausgestattete „Revenge“ sowie das melancholische, schnelle „Space Invaders“, das auch ein schönes, rasantes Solo enthält.
Die große Vielfalt der Tracks trägt zweifellos dazu bei, ihnen eine gewisse Eingängigkeit zu verleihen, außerdem überzeugen EFPIX vor allem dadurch, dass sie den Industrial und den Melodic Death Metal sehr gut ausbalancieren. Die Keyboards machen zwar einen großen Teil der Kompositionen aus, doch die rauen Gitarren spielen demgegenüber kaum eine untergeordnete Rolle. Unglücklicherweise ist die Produktion etwas verwaschen, was sich in erster Linie auf die Gitarren negativ auswirkt, die dadurch letztendlich im Sound doch gegenüber den Keyboards unterliegen.
Nichtsdestotrotz sollte das Erstlingswerk von EFPIX zumindest Fans der beiden genannten Metal-Subgenres gefallen. Wer über die leider eher schlechte Produktion hinwegsehen kann, bekommt ein musikalisch gelungenes Album zu hören, das weitgehend ohne Filler-Material auskommt. Beim nächsten Mal gehen EFPIX jedoch hoffentlich etwas melodie- und produktionsorientierter an die Sache heran. Dann prangt auch hoffentlich der Albumname nicht wieder so unpassend mitten auf dem Cover.
Wertung: 7 / 10