Vindsval, Mastermind hinter Blut Aus Nord, war 2023 besonders umtriebig; sowohl mit seinem angestammten Projekt („Disharmonium – Nahab“) als auch mit seinen beiden Neugründungen Ershetu und EITRIN. In beiden Fällen hatte der Franzose namenhafte Unterstützer: Für Ershetu nahm Lars Are Nedland alias Lazare (Borknagar, Solefald) das Mikrophon in die Hand, für EITRIN machen das Marion Leclercq (Mütterlein) und Vincent Petitjean (Throane).
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens ihres Labels bringt das Trio mit dem selbstbetitelten Debüt das erste Lebenszeichen von EITRIN auf den Markt, die vermutlich beste BLUT-AUS-NORD-Veröffentlichung seit „Hallucinogen“ (2019).
Waren es auf dem Debüt von Ershetu die Flöten-, Percussion- und Xylophonklänge, welche die vergangenen Tage der Maya-Kultur wieder haben aufleben lassen, ist es auf der ersten Scheibe von EITRIN das stimmungsvolle Element, das Über- und Zusammenhänge an den Stellen schafft, an denen Vindsval zuletzt mit den „Disharmonium“-Alben scheiterte. Die Musik seines Hauptprojektes von der seiner Nebenprojekte getrennt zu betrachten, ist nicht möglich, da der Franzose als Komponist und Gitarrist dieser Bands tätig ist und die Songstruktur als auch das Gitarrenspiel grundsätzlich ähnlich ist.
Auch für EITRIN ändert Vindsval nicht die Art, Songs zu schreiben. Starke Assoziationen mit den darauf befindlichen Songs wie „Muscarine – What Is Sacred“ und der „777“-Trilogie oder „Sarin – Consigned To Oblivion“ und der „Memoria Vetusta“-Reihe sind daher nicht verwunderlich. An den immer gleichen stringenten, bedingt abwechslungsreichen Songaufbauten, den ab und an eingestreuten choralen Gesängen im Hintergrund und dem gleichförmigen Drumming von Vindsvals Schlagzeuger der Wahl, W.D. Feld, ändert auch EITRIN nichts.
Einzig der vom Post-Metal-Shouting inspirierte Gesang von Mütterlein verhilft Vindsvals neustem Projekt, an Eigenständigkeit zu gewinnen. Leclercqs klar verständliche Shouts in Verbindung mit Petitjeans klagenden Hintergrundgesang bilden eine angenehme Abwechslung zu traditionellen Black-Metal-Alben. Und in Verbund mit einer schönen Melodieführung wie in „Phenol – Sinister“ erhalten sogar recht eintönige Songs noch eine Aufwertung, auch wenn nur in Form eines kurzen Motivs.
Spätestens ab dem etwas verworrenen, ziellosen „Arsenic – The Eye Of The Whale“ verliert „Eitrin“ an Kraft. Wenn überhaupt, schafft es das Album nur bis zur Hälfte zu unterhalten, danach kann auch Mütterleins Gesang nichts mehr vom instrumentalen Einheitsbrei, den Vindsval seit gut fünf Jahren zusammenrührt, überdecken.
Das Gute an Vindsval ist, dass er häufig gute Ideen hat, sei es Industrial Metal („The Sublime“), folkloristisch angehauchter Black Metal („Xibalba“) oder eben der Verbund von Post-Metal-Gesang und Black-Metal-Musik. Das Schlechte an Vindsval allerdings ist, dass er für jede dieser guten Ideen eine neue Band gründet, die diese Idee auf Albumlänge minutenlang wiederholt. Das kann klappen („Forhist“), führt in der Regel aber meistens zu vorhersehbaren Alben und zu dem schnell aufkommenden Gefühl, dass alles schon woanders gehört zu haben.
Wertung: 6 / 10