Review Ekstasis – Wirklichkeitsraster

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Kein Label gefunden? Macht nichts, gründet man eben selbst schnell eines. Diese Tradition, die im Black Metal zurückreicht bis in die frühesten Anfänge, wird in der Szene auch heute noch am Leben gehalten – die Vermeidung des etwas unrühmlichen Begriffs „Eigenproduktion“ ist dabei der einzige Nutzen dieses Kniffs. Aber warum eigentlich? Auf ein in Eigenproduktion veröffentlichtes Debüt kann man schließlich genauso stolz sein, wenn es mit Herz und Hingabe geformt wurde.

Zumindest daran lässt das Debüt „Wirklichkeitsraster“ der deutschen Black-Metall-Newcomer EKSTASIS, keinen Zweifel – ob nun mit „Geisterasche Organisation“ ein „Labelname“ auf der CD prangt oder nicht. Das Konzept wirkt stimmig: Ein modernes, schön anzusehendes Artwork mit Wiedererkennungswert ziert das Album, dessen Limitierung auf 500 Exemplare dazu passend durch ein dem Album beigelegtes, handnummeriertes Puzzlestück kreativ und individuell veranschaulicht wird. Und auch sonst können EKSTASIS mit ihrem ersten Lebenszeichen auch gleich ein erstes Ausrufezeichen setzen: So klingt „Wirklichkeitsraster“ zwar, gerade was das Schlagzeug angeht, nicht nach einer High-End-Produktion – im Bereich selbstproduzierter Black-Metal-Debüts hat man jedoch schon ganz anderes gehört.

Auch musikalisch haben EKSTASIS ein erfreulich klar erkennbares Konzept: Kühler Black Metal, der zwischen Raserei und düsteren Midtempo-Parts pendelt, mit Liebe zum Detail im Arrangement steht auf dem Programm. Interessante Ansätze also – deren Umsetzung EKSTASIS mal mehr, mal weniger gut gelingt: Während gerade der Opener „Angstzustände“ und direkt im Anschluss „Kontrolle“ mit guten Riffs und klaren Strukturen zu gefallen wissen, verlieren EKSTASIS im Anschluss etwas den roten Faden aus den Augen: Verschrobene Abläufe, der Atmosphäre nicht eben dienliche Breaks und auch die Tatsache, dass die bisweilen etwas kruden Melodieführungen zudem nicht immer so sauber eingespielt sind, wie sie sein müssten, lassen „Wirklichkeitsraster“ trotz seiner vergleichsweise kurzen Spielzeit von knapp 30 Minuten gegen Ende hin ziemlich lang wirken.

EKSTASIS haben mit „Wirklichkeitsraster“ ein mutiges und ambitioniertes Debüt aufgenommen, das allerdings – wie sollte es auch anders sein – noch weit davon entfernt ist, in allen Punkten zu überzeugen. Das muss es aber auch nicht. Denn genau das ist die Aufgabe in Eigenproduktion veröffentlichter Erstlingswerke: Eine Duftmarke setzen, einen Weg einschlagen, nachvollziehbar Ziele stecken und Interesse wecken. Das alles ist EKSTASIS mit „Wirklichkeitsraster“ gelungen – jetzt aber bitte zurück an die Arbeit, damit der Nachfolger den geweckten Erwartungen dann auch musikalisch gerecht wird.

Wertung: 6 / 10

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