Review El Caco – From Dirt

Wer kennt das nicht: Manchmal packt einen das Fernweh oder der Freiheitsdrang und zieht einen, je nach Möglichkeit, zu Fuß oder motorisiert auf zwei bis vier Rädern an den Busen der Natur; und wie man spätestens seit Eichendorff weiß: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.“ Was kann es bei solchen Spritztouren schöneres geben als die dazu passende Musik, die einem ein Gefühl von Freiheit und der „großen Weite“ gibt? EL CACO, ein norwegisches Terzett mit für deutschsprachige Verhältnisse etwas unglücklichem Namen, sind laut Promozettel „die neuen Herren der Straße“ und versprechen somit genau jene Musik, die oben genannte Gefühle heraufbeschwört oder passend untermalt.

Grundsätzlich handelt es sich bei der Musik auf „From Dirt“ um knackig, räudig produzierten Stoner Rock. Zunächst haben hier alle Lieder die irgendwie „dreckigen“ Gitarren gemeinsam, die mal groovende („Solid Rest (usw.)“), mal brachiale („Nervous Breakdown Hide & Seek“) Riffs hervorzaubern und stellenweise auch clean daherkommen; letzteres steht den Liedern sehr gut zu Gesicht, denn diese Intermezzi gewähren dem Hörer zwischen den immer wieder eingestreuten hektischen oder konfusen („Love Delayed“) Passagen Verschnaufpausen.
Interessant ist bei EL CACO die Janusköpfigkeit, die sich in den 45 Minuten Spielzeit ausmachen lässt. Da wären auf der einen Seite, wie ich zu meiner Freude feststellen durfte, genau jene „Fahrtwind im Haar“-Lieder, die mir so viel Spaß machen; namentlich sind dies „Beyond Redemption“ (toller, markiger Frauengesang!), „Solid Rest (usw.)“ (mein absoluter Favorit auf der Platte), „Honey Tree“ und „Code Red“ in ganzer Länge, dazu Teile von anderen Songs. Auf der anderen Seite finden sich auf der Scheibe aber ebenso Lieder, die sich aufgrund ihrer Sperrigkeit auch nach mehreren Hördurchläufen nicht richtig in meinem Gehörgang festsetzen wollen; da wird dann auch schon mal fast knüppelig oder gewollt disharmonisch, teils sogar ein wenig progressiv zu Werke gegangen, und dabei bleiben dann leider die Atmosphäre und die „Nebenbeihörbarkeit“ auf der Strecke, wobei zweiteres für gewisse Kreise ja eh ein Negativmerkmal ist. Leider werden diese Songs durch ihre Vertracktheit nicht besser, sondern liegen mir recht unangenehm im Ohr, da hilft auch der helle Frauengesang bei „Crash & Burn“ nix.

Das ändert aber im Großen und Ganzen nichts daran, dass „From Dirt“ Spaß macht, viel Spaß sogar; hier liegt wirklich ein Album vor, mit dem man frisch, fromm, fröhlich, frei über die Highways von Arizona düsen möchte (ob die norwegischen Fjorde, Heimat der drei Musiker, auch dafür geeignet sind?), auch wenn einige Songs weniger dafür geeignet sind als andere, doch geeignet sind sie soweit alle. Wer mir einen ganz großen Gefallen tun will, der probiere dieses „Cruisen“ mit EL CACO mal aus und schreibe mir dann, wie es war – in Ermangelung eines Führerscheins und eines Ford Mustangs bleibt mir das leider vorerst noch verwehrt.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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