Review Elvenking – The Night Of Nights (live)

ELVENKING sind Arbeitstiere, das dürfte jedem Fan des melodischen Power Metals klar sein. Umso überraschender ist es, dass erst nach 15 Jahren Veröffentlichungsgeschichte ein Live-Album der Italiener erscheint. Dafür liefern sie jetzt mit „The Night Of Nights“ die Rundumbedienung: DVD und CD-Set, über zwei Stunden Show, diverse Gastauftritte ehemaliger Musiker, ein Akustik-Zwischenset, eine bunt gemischte Setlist – ambitioniert! Aber auch gut gemacht? Wir haben uns die Audiospur der Veröffentlichung genau angehört.

Denn ehrlich gesagt: Ich war da skeptisch. Auf Studioplatten pflegen ELVENKING einen derartig zügigen, beinahe überdrehten Sound voller Effekte, dass man sich fragen muss, wie das live eigentlich zu bewerkstelligen sein soll – zumindest ohne spätere Nachbearbeitung. Gerade in dieser Hinsicht gibt es aber für „The Night Of Nights“ Entwarnung. ELVENKING spielen live schlicht reduzierter und auch eine Spur langsamer, was keineswegs eine Kritik ist, sondern genau richtig. Lediglich „The Loser“ kratzt an der Übersteuerungsgrenze. Von Nachbearbeitungen ebenfalls wenig zu merken. „The Night Of Nights“ atmet von vorne bis hinten den rohen Charme einer Live-Performance, obwohl die Band hörbar konzentriert spielt.

Wie es sich für eine erste Live-Aufnahme gehört, deckt die Setlist die ganze Breite der Bandveröffentlichungen ab. Natürlich fehlen die neueren Titel wie „Elvenlegions“ oder „The Loser“ nicht. Besonders aber findet das immer noch herausragende Debütalbum „Heathenreel“ gebührende Beachtung. Gerade einer der besten Songs von „The Night Of Nights“ stammt von eben diesem Album: „Seasonspeech“ erreicht in der Live-Fassung eine ganz neue Qualität und begeistert durch den Einsatz der Violine und der verschiedenen Sänger. Großes Kino! Das in die Mitte eingefügte Akustik-Set („From Blood To Stone“, „Skywards“, „Disillusion’s Real“) ist bei manchen Bands zurzeit in Mode, hat bei ELVENKING aber ein ganzes Stück mehr Berechtigung, hat die Band doch mit „Two Tragedy Poets“ bereits ein reines Akustik-Album veröffentlicht.

Angesichts der guten Qualität von Performance und Aufnahme irritiert aber, wie wenig Aufmerksamkeit Band und Label der CD-Fassung für die Veröffentlichung haben zukommen lassen. Wo es einer Live-DVD aus atmosphärischen Gründen gut zu Gesicht steht, wirklich das gesamte Konzertgeschehen mit auf die Scheibe zu bannen, ist dies bei einer Live-CD schlicht überflüssig. Warum es mit „Elven Aftermath“ sogar die Pausenmusik mit auf die Live-CD geschafft hat, die beim Abbau des Akustik-Sets gespielt wurde, bleibt ein Rätsel. Ähnliches gilt für die ausufernden Ansagen, denen man zwar anhört, dass die Band tierischen Spaß am Konzert hatte, die aber oftmals sogar erst auf Italienisch und dann auf Englisch eingesprochen wurden. Das ist beim ersten Hören noch interessant, verliert dann aber bald seinen Charme, sicherlich noch mehr bei denjenigen, die kein Italienisch verstehen.

Man merkt „The Nights Of Nights“ an, dass ELVENKING keine Pflichtübung aus ihrer ersten Live-Veröffentlichung gemacht haben. Sieht man von der schrägen Entscheidung ab, die Audiospur nicht wirklich für die CD-Fassung aufzubereiten, ist es ein schönes und beachtliches Live-Dokument geworden. Vermutlich ist das aber ein Problem, das die DVD-Fassung nicht hat.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert