Review Endstille – Navigator

  • Label: Twilight
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

Es gibt Bands, die sich von Album zu Album weiterentwickeln – und es gibt ENDSTILLE: Seit dem Debüt „Operation Wintersturm“ hat sich die Combo auf geradlinigen, Kriegs-fixierten Black Metal eingeschossen. Mit ihrem vierten Werk, das den griffigen Titel „Navigator“ trägt, weichen ENDSTILLE nicht einen Deut von dieser Marschrichtung ab.

Obwohl eigentlich „Dominanz“ die Seekrieg-CD der Kieler war, eröffnet ein U-Boot-Ortungssignal das Album, auf dem es im Folgenden ENDSTILLE pur zu genießen gibt. Der Sound ist merklich dumpfer gehalten als auf dem scharf gemixten Vorgänger und auch das Songmaterial ist düsterer als bisher – in Sachen Raserei, Aggressivität und Hass steht „Navigator“ seinen Vorgängern jedoch in nichts nach.

War „Dominanz“ (gerade im Vergleich zu „Frühlingserwachen“) vielleicht etwas zu monoton und brachial ausgefallen, schalten ENDSTILLE diesmal einen Gang zurück: Gleich der Opener „I Bless You… God“ begeistert durch herrlich lässiges Midtempo-Feeling, das nur gelegentlich in aggressives Uptempo gepeitscht wird. Im folgenden Titeltrack mit dem herrlich gerollten R im Refrain ballern ENDSTILLE hingegen von der ersten an Sekunde los, als gäbe es kein Morgen, und Songs wie „Nameless“, vor allem aber der Album-Hit „Bastard“ bringen die Melodik zurück zu ENDSTILLE. Gerade letzterer begeistert mit einer extrem eingängigen Leadgitarre sowie einer ordentlichen Portion Groove. Wer bis heute auf einen Hit von ENDSTILLE gewartet hat: Hier ist er. Und wer auf „Dominanz“ zwischen „Monotonus III“ und „Monotonus“ ein „Monotonus II“ vermisst hat, bekommt dieses nun ebenfalls nachgereicht.

Für die echte, musikalische und bei ENDSTILLE längst zum Trademark gewordene Monotonie bleibt zwischen alledem natürlich nach wie vor viel Raum: ENDSTILLE wiederholen ihre eh schon sehr langen Riffs gerne ein paarmal öfter, als andere Bands das gemacht hätten – und kommen damit auf Songlängen von vier bis fünf Minuten, ohne sich dafür in kreativer Hinsicht krumm machen zu müssen. Das kann man stumpf finden oder aber als klassisches Black-Metal-Stilmittel schätzen. Wenn jemand diese Form des Songwritings perfektioniert hat, sind das mittlerweile jedenfalls die vier Kieler.

Mit „Navigator“ feuern ENDSTILLE nicht nur zehn neue Geschosse auf ihre Hörer ab, sondern modifizieren auch ihre Taktik. Statt auf ein Dauerfeuer aus grell knatternden Maschinengewehren setzen ENDSTILLE diesmal sozusagen auf die Wucht schwererer Geschütze. Passend dazu wird das Trommelfell mit einem dunkleren Mix im tieferen Frequenzbereich angegangen. In der Folge klingt „Navigator“ vielleicht im Ganzen weniger rabiat als „Dominanz“ – gewiss aber nicht minder hart. Und schlussendlich war diese Weiterentwicklung nach dem etwas zu stumpfen Vorgänger auch dringend nötig. Der hier gebotene Mix aus düsteren Melodien und kompromisslosem Geknüppel, brutalen Screams und Kriegsthematik hebt das Genre War Black Metal auf ein neues Level. Treffer, versenkt!

Wertung: 10 / 10

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