Review Engel – Raven Kings

Im zehnten Jahr ihres Bestehens sind die schwedischen Melodic Deather ENGEL wahrlich keine Unbekannten mehr. Dafür sorgt natürlich auch der Quasi-Namensgeber der Band, Niclas Engelin, der zuvor bei In Flames (live), Passenger und Gardenian aktiv war bzw. ist. Vor allem seine „eigenen“ Truppen sind nicht für wahnsinnig eingängige Metal-Musik bekannt, bei ENGEL liegt die Sache da aber schon etwas anders.

Man kann von echter Maßarbeit sprechen: Elf Songs, von denen einer knapp über, ein weiterer knapp unter drei Minuten ins Ziel läuft, der Rest bewegt sich genau dazwischen. Perfekte Radiolänge also, auch wenn die stilistische Ausrichtung die Band in dem Fall natürlich von jedem Verdacht freispricht.
„Raven Kings“, das bereits vierte Album seit 2007, eignet sich also gut, um schnell ins Ohr zu gehen und letztlich tut es das auch. Wenn man es gerne etwas heftiger im melodischen Todesbereich mag, liegt man mit der Platte goldrichtig. Das Tempo kommt zwar nur selten über den Midtempo-Bereich hinaus, aber die Riffs weisen schon eine gewisse Härte auf. Daran hat der wuchtige Sound, den Bandleader Engelin selber produzierte und von Jacob Hansen mischen lies, sicher nicht unschuldig, vor allem die Gitarren walzen mit viel Energie durch die knapp 40 Minuten.
Ein zweiter Punkt, der schnell ins Auge fällt, ist die zweifache Gesangsausrichtung. Mikael Sehlin, der 2013 das Erbe von Gründungssänger Magnus Klavborn antrat, macht seine Sache wirklich gut. Aggressiv bekommt er sehr viel Volumen in die Stimme und gibt den ohnehin schon mächtigen Songs zusätzliche Kraft. Aber auch im beinahe cleanen Stil kann er überzeugen. Zwar bleibt die Stimme immer leicht „angeraut“, aber es besteht schon ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Stilen, was besonders dann auffällt, wenn Mikael beide kurz hintereinander anbietet. Ganz gut kann man das auf „When The Earth Burns“ nachvollziehen, ein Song, der nicht nur aufgrund seines intensiven Finales durchaus zu den Highlights zu zählen ist.
Etwas seltsam im massiven Gesamtklang wirkt das rein akustische „I Am The Answer“. Sicherlich ist es begrüßenswert, wenn man von bewährten Mustern abweicht und den Blick über den Tellerrand wagt, aber in diesem Fall ist die Qualität der Ballade nicht hoch genug, um mit dem Rest von „Raven Kings“ mithalten zu können. Die ist ansonsten ganz gut gemischt. Es ist nicht so, dass jede der elf Nummern auf ganzer Linie überzeugt, ein paar Auszeiten müssen ENGEL sich genehmigen, aber diese sind immer nur kurz und schon das nächste Lied führt die Band wieder in die Spur.

„Raven Kings“ ist ein kompaktes Melodic-Death-Album, bei welchem Freunde des etwas härteren Göteborger Stils vermutlich glücklich werden dürften. Ganz große Hits fehlen, dafür ist die Ausfallquote auch erfreulich gering. ENGEL erfinden die zugegebenermaßen ziemlich ausgelutschte Spielart nicht neu, fügen ihr aber schon ein paar neue Facetten hinzu und so ist „Raven Kings“ eine gutklassige Veröffentlichung, die wenige Wünsche offen lässt.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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