Enthropic Awakening - Epilogue Cover

Review Enthropic Awakening – Epilogue

Nicht viel ist bekannt über ENTHROPIC AWAKENING. Das Soloprojekt eines norwegischen, unter dem Pseudonym Delirium aktiven Musikers lässt sich nicht in seine Karten schauen. Man kennt weder die Identität des Einzelkünstlers und die Hintergründe des Projekts, noch weiß man, ob der Mann vor ENTHROPIC AWAKENING bereits anderweitig Musik kreiert hat. Wie das Universum nach dem Urknall erschien sein Debütalbum, das sich scheinbar widersprüchlich „Epilogue“ nennt, Ende Oktober 2021 ohne vorherige Demo- oder EP-Veröffentlichungen praktisch aus dem Nichts. Ohne groß angelegte Promotion, die Unterstützung eines Labels oder einen zufälligen Internet-Hit blieb der Release im Grunde unbemerkt.

Für Fans obskurer Metal-Musik, denen nicht mit Ohrwurmmelodien und einer aufpolierten Produktion geschmeichelt werden muss, ist „Epilogue“ indes ein lohnender Geheimtipp. Mit seinem progressiven Mittelding aus Black und Death Metal verfolgt ENTHROPIC AWAKENING einen interessanten Ansatz. Das rund 38 Minuten lange Erstwerk des geheimnisvollen Einzelgängers hat weitaus mehr zu bieten als herkömmliches Brutalo-Riffing und Highspeed-Getrommel, holt aber auch aus diesen üblichen Genre-Merkmalen viel Bemerkenswertes heraus.

Vor allem die monströsen Growls, die gelegentlich mit giftigen Screams kontrastiert werden, schinden in Kombination mit der wechselhaften, oft sehr intensiven Instrumentierung – zum Beispiel den extrem heftigen Double-Bass-Drums in „Baleful Alteration“ – mächtig Eindruck. Mit den vertrackten, spacigen Gitarrenleads, der an Opeth erinnernden Melodieführung in „To Walk Amongst Vermin“, dem brachialen Groove in „Ashes Of Tribulation“ und stimmungsvoll schwebenden Klängen („From Whence Nightmares Emerge“) beweist ENTHROPIC AWAKENING sowohl spielerisches Geschick als auch kompositorische Feinsinnigkeit.

Die außerweltliche, feindselige Atmosphäre der Musik im Allgemeinen prägt sich ebenso ein wie einzelne, herausstechende Teile der Songs. Einzig bezüglich der Produktion, die ein bisschen zu kantig geraten und zu wenig definiert ist, hat ENTHROPIC AWAKENING noch offensichtliches Verbesserungspotential.

„Epilogue“ ist ein Rohdiamant, wie man ihn nur im schwer zugänglichen Massiv des Metal-Undergrounds findet. Es steckt voller spannender Wendungen, ist wohl überlegt aufgebaut, herausfordernd und doch stilsicher. Dabei kommt ENTHROPIC AWAKENING ganz ohne penetrante Effekthascherei aus und kreiert mit herkömmlichen Instrumenten und Stilmitteln in seinen ausgesprochen dynamischen Songs eine ungewöhnliche, fremdartige Stimmung. Der dürftige Sound kostet das Album zwar einiges an Überzeugungskraft, ein besser ausgeformter Klang hätte ENTHROPIC AWAKENING aber wohl auch nicht zum Durchbruch verholfen. Wer sich gerne in der Metal-Peripherie umhört und dadurch an rohe Klangbilder gewöhnt ist, wird „Epilogue“ gewiss zu schätzen wissen.

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Wertung: 7 / 10

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