ERA VULGARIS sind zurzeit in aller Munde. Die meisten sprechen im Zusammenhang mit diesem Namen zwar von den neuen Queens Of The Stone Age Output, aber durch den dadurch entstandenen Medienrummel haben auch die vier Iren Aufmerksamkeit bekommen. Und diese haben sie durchaus verdient. Mit dem Debütalbum „What Stirs Within“ bewegen sich die Jungs von der grünen Insel auf einem schmalen Grad zwischen Progressive und Thrash Metal, den sie jedoch öfter in Richtung Thrash überschreiten als in Richtung Progressive Metal. So agiert man auf diesem Album zwischen Metallica und Mastodon Einflüssen, aber auch die Melancholie einer Opeth-Scheibe ist im Ansatz vorhanden.
Sänger Rob wechselt zwischen gutklassigen Shouts, an Mastodon erinnernden Growls und Klargesang, wobei es vor allem bei letzterem etwas an Druck und Klasse mangelt. Mit dem Einstieg „Brittle“ will man dem Hörer wohl gleich mal zeigen, was man so auf dem Kasten hat. Der zweitlängste Song des Debüts bietet dann auch einiges an Abwechslung und lässt mich mit Vorfreude auf den Rest des Albums blicken. Bei dem darauf folgenden „Just Ask Yourself“ haben sich die Iren wohl etwas zuviel von ihren Helden beeinflussen lassen, denn das Riffs des Songs klingt verdächtigt nach „Seek and Destroy“ von Metallica. Ich kann zwar den ganzen Song über nicht aufhören, an das eben genannte Meisterwerk zu denken, dennoch kommt „Just Ask Yourself“ äußerst wuchtig aus den Boxen und stellt den größten Ohrwurm und gleichzeitig den besten Song des Albums dar. ERA VULGARIS gelingt es über die Dauer von „What Stirs Within“ das Niveau auf einem, für ein Debüt sehr beachtlichen Niveau zu halten. Die instrumentalen Passagen lassen immer wieder das Können der Jungs aufblitzen. Das fast zur Hälfte aus reiner Instrumentalarbeit bestehende „Limb From Limb“ verdeutlicht sehr genau, zu was diese Band fähig ist. Auch der Gesang ist überaus gut gelungen, geradlinig und aggressiv. „I Must Have Your Brain“ startet ähnlich drückend, enthält aber eine waschechte Progressive Sequenz, bestehend aus Schlagzeug- und Basssoli. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Song für manchen Thrash-Fan eine Hürde darstellen könnte, auf der anderen Seite könnten sich einige Progressive Metal Fans an der Brutalität der Vocals stoßen. Die Jungs engen ihre Zielgruppe also ziemlich ein. Das atmosphärische „Fate Draws A Curtain“ offenbart am deutlichsten die oben erwähnten Schwächen im klaren Gesang. Sänger Rob, der mit seiner Stimme Melancholie vermitteln soll, schafft dies zwar in Ansätzen, könnte aber deutlich klarer und gefühlvoller aus den Boxen kommen. Das Doppelpack „Harmonic Discontent“ und „Imram“ schließt das Album ab, wobei „Imram“ ein 11 Minuten langes Instrumental ist, das in dieser Länge leider nicht zu überzeugen weiß. Der Song hat zwar einige interessante Passagen, auf den Höhepunkt wartet man aber vergeblich und so wird man etwas zwiespältig verabschiedet.
Den Iren von ERA VULGARIS ist mit dem Debüt „What Stirs Within“ ein gutes Album gelungen, das aber auch einige Längen aufweist. Sollten sie diese ausbessern können und etwas am Klargesang arbeiten, könnte die Band in Zukunft wirklich interessant werden. Wer auf harten, thrashigen Progressive Metal steht, darf aber gerne bereits jetzt ein Ohr riskieren.
Wertung: 6.5 / 10