Review Ernte – Geist und Hexerei

  • Label: Vendetta
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Ein Black-Metal-Duo aus der Schweiz, das auf den Namen ERNTE hört und ein Debütalbum mit dem Titel „Geist und Hexerei“ vorlegt? Fans von Mosaic, Sturmpercht, Lunar Aurora und Co. dürfte damit schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen, schließlich klingt das ganz nach einer neuen naturmystisch angehauchten und vielleicht etwas kauzigen Band abseits des Mainstream. Aber leider tendiert das Duo V. Noir (Songwriting, Gitarre, Schlagzeug) und Witch N. (Gesang, Bass, Violine) in genau die andere Richtung und serviert auf dem Debüt „Geist und Hexerei“ sehr klassischen Black Metal der alten Schule. Eigenwillig kein bisschen, komplett austauschbar aber zum Glück auch nicht.

Das Intro „Prozession“ lockt den Hörer jedoch erstmal auf eine falsche Fährte. Zu einer dissonanten Geige gesellen sich ritualistische Percussions und heisere Schreie. Ein Einstieg, wie er auch von Ungfell, Mosaic und Co. hätte stammen können. „Betyle (The Holy Stone)“ rumpelt dann aber rabiat und ganz im Geiste der norwegischen Schule aus den Boxen und besonders der Gesang von Fronthexe Witch N. fällt positiv auf. Auch wenn die Dame wenig Varianz in ihre Screams packt, klingen sie doch herrlich kaputt und verzweifelt. Die wilde Raserei gepaart mit unheilvollen Melodien, wie sie in diesem ersten vollwertigen Song zu hören ist, bildet auch die Blaupause für den Rest von „Geist und Hexerei“. Überraschungen gibt es nicht, wenngleich es sich vor allem bei „The Cold Mist Of November“ und „Montane Mastery“ um wirklich gut geschriebenen klassischen Black Metal handelt. Dank eines Händchens für eine unheimliche Grundstimmung und klirrende Melodien schaffen es ERNTE gerade so, kein billiger Abklatsch der Szene-Ikonen zu sein.

„Killing Phantasmagoria“ und stellenweise auch „The Ending Void“ nehmen deutlich Tempo raus und hinterlassen damit mehr Eindruck als das durchgehende Blast-Beat-Geballer. Zwar sind auch diese Nummern weit davon entfernt, avantgardistischer Schwarzstahl zu sein, lassen aber dennoch mehr Raum für Melodien und Atmosphäre. Nach den 34 Minuten des Debüts fragt man sich trotzdem, wo denn die Geige von Witch N. oder die ritualistischen Percussions von Mastermind V. Noir abgeblieben sind, schließlich wurden die im Intro durchaus gekonnt in Szene gesetzt.

Auf gewisse Art und Weise ist ERNTEs Debüt „Geist und Hexerei“ auch wieder erfrischend, schließlich zeigt das Duo damit allen Erwartungshaltungen eklektischer Black-Metal-Fans und Szene-Hipstern den Mittelfinger. Statt möglichst obskuren Kompositionen, bemühten Texten und antiquierten Instrumenten gibt es rohen, urwüchsigen Black Metal. Kann man schon so machen. Allerdings mangelt es ERNTE trotzdem noch an Eigenständigkeit. Für ein Debüt ist „Geist und Hexerei“ unterhaltsam, auf Dauer verkommen die Schweizer mit diesem Songwriting aber zu plumpen Nostalgikern.

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Wertung: 7 / 10

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