Review Exanimis – Marionnettiste

Während sich im Symphonic Black Metal nach Dimmu Borgir und Emperor bereits zahlreiche ihnen ebenbürtige Bands wie zuletzt …And Oceans hervorgetan haben, wird der orchestrierte Death Metal im Wesentlichen immer noch von Fleshgod Apocalypse und Septicflesh beherrscht. Mit ihrem Debütalbum „Marionnettiste“ betreten nun jedoch die Franzosen EXANIMIS die noch recht dünn besetzte Bühne. Auf den ersten Blick macht das Trio einiges her: Die Bandmitglieder haben auf der Music Academy International studiert und ihre Einstandsplatte, an der mehrere Gastmusiker mitgewirkt haben, ist opulente 66 Minuten lang. Den renommierten Platz ihrer stilistischen Vorbilder werden EXANIMIS damit dennoch nicht für sich beanspruchen können.

Dabei verarbeiten EXANIMIS auf „Marionnettiste“ durchaus den einen oder anderen interessanten Einfall. So ersetzen die Franzosen ihren wuchtigen, mitunter etwas uneleganten Death Metal in „Throne Of Thorns“ durch rasendes Black-Metal-Riffing, hin und wieder nehmen die Gitarrenmelodien orientalische Züge an und sowohl die ominöse Orgel im 17 Minuten langen „Cathedral“ als auch die Uhrwerkgeräusche und der schräge Walzer-Part in „Cogs, Gears & Clockworks“ hauchen den jeweiligen Tracks Leben ein. In „Stampede Of The 10.000“ lassen EXANIMIS mit einem militanten Stampfrhythmus sogar die Uruk-Hai-Armee aus „Der Herr der Ringe – Die zwei Türme“, auf die ein Sample aus der Verfilmung hindeutet, vor dem inneren Auge aufmarschieren.

Bei allen diesen stimmigen Details handelt es sich jedoch leider bloß um einzelne, quer durch das Album versprengte Einschübe. Die meiste Zeit über prügeln sich die Symphonic-Death-Metaller ohne erkennbares Ziel durch die Tracks, sodass die brachialeren Passagen völlig im Chaos versinken („The Wrathful Beast“) und die ausgedehnteren Nummern sich sinnlos in die Länge ziehen („Cathedral“).

Auch das instrumentale Intro und Outro sowie das Zwischenspiel „Entracte Du Sommeil Pendant Le Cauchemar“ wirken eher gekünstelt und überflüssig. Plump und unecht klingt die in diesen kurzen Instrumentalstücken für sich stehende Keyboard-Orchestrierung allerdings auch oft in den Hauptsongs. Den absoluten Tiefpunkt der Platte markiert zweifellos das von furchtbar kitschigen Clean-Vocals und Akustikgitarren eingeleitete „The Slow Flow Of The Spume On The Shore“, dessen am Ende gesummte Grundmelodie von EXANIMIS gefühlt komplett wahllos zusammengewürfelt wurde.

Letzten Endes machen EXANIMIS auf ihrem ersten Album überhaupt nichts besser als die Großen ihres Genres, dafür jedoch eine ganze Menge schlechter. Das Kernproblem an „Marionnettiste“ ist definitiv das Songwriting. Einer Handvoll packender Einzelteile stehen hier massenweise völlig austauschbare, nirgends hinführende und teilweise sogar gänzlich missratene Arrangements gegenüber. Bis zu ihrem nächsten Release sollten EXANIMIS – so schwer das ausgerechnet einer Symphonic-Death-Metal-Band fallen dürfte – sich einer songschreiberischen Entschlackungskur unterziehen: weniger aufgeblasenes Death-Metal-Geballer, weniger schwülstiges Symphonic-Gesülze, keine zwecklosen Interludes und keine Songmonstren wie „Cathedral“ mehr – dann kommt beim nächsten Mal vielleicht eine etwas prägnantere Platte heraus.

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Wertung: 5 / 10

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