EXIVIOUS ist eine Band aus Ex-Mitgliedern von Cynic und Pestilence. Nicht die Masterminds der entsprechenden Bands sind hier am Werk, sondern Musiker, die sich 1-2 Jahre bei den Prog-Metal-Institutionen ihre Sporen verdient haben. Sicherlich äußerst fähige Instrumentalisten, über deren kreatives Potential damit aber noch wenig gesagt ist. „Liminal“ ist das zweite Full-Length-Album der Niederländer, deren Schaffen durch das Intermezzo Zielhorsts und Kruideniers bei Cynic für zwei Jahre unterbrochen wurde.
Wie die Stilbeschreibung „Instrumental Prog“ und die musikalischen Erfahrungen der Mitglieder das durchaus vermuten lassen, rangiert „Liminal“ in experimentellen Bereichen irgendwo zwischen Animals As Leaders, Frames und den bereits genannten Bands. Die jazzigen Einsprengsel stoßen dabei nie vor den Kopf, trotz der komplexen Songkonstrukte bleiben die Songs stets leicht verdaulich. Und obwohl EXIVIOUS konsequent einen abgehobenen, entrückten Sound beibehalten, ist die Abwechslung groß: Zwischen wild solierenden Bläser-Klängen und schwebenden Clean-Gitarren wird alles geboten, was der leicht alternative Progger sich so wünscht, ohne, dass dabei jemals zu viel abverlangt würde – so speziell „Liminal“ an sich klingen mag, so konventionell bleibt es doch im Rahmen des instrumentalen, jazzigen Prog. Dass die Musiker hierbei technisch und songschreiberisch höchst versiert vorgehen, ist nicht in Frage zu stellen: Man spielt sich instrumental kreativ die Bälle zu und weiß sich in ruhigen wie in härteren Passagen stets in Szene zu setzen, ohne dabei ins reine Gefrickel abzudriften. Zudem muten die Songs immer sehr durchdacht an und schaffen es bei allem progressiven Fluss, spannend zu bleiben.
Was EXIVIOUS und den meisten anderen Bands dieses Genres dagegen nicht übermäßig gut gelingt, ist, einprägsame Momente und Stimmungen zu erzeugen. So luftig-leicht der Sound auf „Liminal“ ist, so wenig geht er ins Ohr. Die großen Melodien und die atmosphärischen Höhen und Tiefen, die fehlen EXIVIOUS. Natürlich ist es als instrumentale Rockband ungleich schwieriger, Emotionen zu erzeugen und den Hörer noch über den letzten Ton hinaus zu fesseln, dennoch hat man das Gefühl, dass etwas fehlt, wenn man am Ende eines Albums keine Möglichkeit besteht, auf wirklich überwältigende einzelne Momente zurückzublicken.
„Liminal“ ist bei weitem nicht das, was man hätte befürchten können, eine Ansammlung an wilden Soli und halsbrecherischer Musiktheorie. Es ist vielmehr ein typisches Album seiner Spielart und als solches während dem Hören äußerst reizvoll: Die instrumentalen Fertigkeiten und die leicht bizarre Grundstimmung der Musik garantieren dafür, dass es nie langweilig wird. Der wirklich eigene Charakter, das, was einem Album eine echte Seele verleiht und es zusammenhält, das haben EXIVIOUS aber noch nicht gefunden. Für Freunde instrumentalen Progs sicher dennoch die Anschaffung wert.
Wertung: 7.5 / 10