Das Cover von "The Story Remains" von Fairyland

Review Fairyland – The Story Remains

Obschon eher für gutes Essen und besseren Wein bekannt, hat auch Frankreich im Heavy Metal eine lange Tradition. Neben Urgesteinen wie SORTILEGE und NIGHTMARE konnten sich auch die Symphonic-Metaller FAIRYLAND einen festen Platz in der internationalen Szene erspielen. In ihrer fast 25-jährigen Geschichte brachte es die südfranzösische Band auf immerhin vier Alben, wobei das letzte 2020 in den Handel kam. Zuletzt geriet die Truppe aus Nizza in etwas unruhigeres Fahrwasser, weshalb „The Story Remains“ in neuer Besetzung eingespielt wurde: Am Gesang hört man nun den Briten Archie Caine, Brieuc de Groof hat an der Gitarre übernommen und am Keyboard werden FAIRYLAND nun von Gideon Ricardo unterstützt.

Wenn man es schon mit Symphonic (Power) Metal zu tun hat, dürfte es kaum als Überraschung kommen, dass die Orchestrierung im Vordergrund steht. Nach einem entsprechend sinfonischen Intro fährt also auch der Opener „To The Stars And Beyond“ reichlich breite Retorten-Streicher auf und man muss FAIRYLAND sogleich zugutehalten, dass dieses artifizielle Orchester verglichen mit manch ähnlichem Werk überraschend gut klingt. Die im Metal sonst so präsenten Instrumente wie Gitarren, Schlagzeug und Bass treten auf „The Story Remains“ reichlich weit in den Hintergrund; sie alle sind im Grunde nur dazu da, Gesang und Orchestrierung zu unterstützen – selbst die Leadgitarren teilen sich Klangbild stets mindestens mit dem Keyboard.

Die Musik von FAIRYLAND ist also definitiv „episch“, aber nur sehr selten übermäßig kitschig – und das, obwohl die Franzosen auf ihrem neuen Album wahrlich nicht mit pathoslastigen Details wie irischen Blechflöten und dergleichen geizen. Und wenngleich die Musik der Franzosen sicher nicht zum Headbangen taugt, kann das Gebotene doch durchaus schieben. In Nummern wie „Karma“ oder „Hopeless Still“ werden die erhabenen Streicher von durchaus kernigen Riffs unterstützt, was den Sound der Truppe von seiner besten Seite zeigt. Generell sollte man für „The Story Remains“ lieber etwas Zeit mitbringen, denn dank der ausladenden Arrangements von FAIRYLAND kann es durchaus zu Songlängen von acht bis zehn Minuten kommen.

Anhand der Spielzeiten zeigt sich auch, dass FAIRYLAND mit den von ihnen genutzten Elementen nach über 20 Jahren Bandgeschichte bestens umgehen können. Mit einer guten Stunde ist „The Story Remains“ kein kurzes Album und doch weist es nur sehr wenige echte Längen auf. Die Truppe aus Nizza weiß, wie ansprechender Pathos funktioniert und schafft es auch in längeren Songs, ihr Publikum dank spannender Arrangements bei der Stange zu halten. Klar, für eine derart geballte Ladung andächtiger Kelly-Family-Refrains muss man durchaus in Stimmung sein und vermutlich hätte auch ein Instrumentalstück weniger gereicht (insgesamt sind es drei), aber alles in allem ist „The Story Remains“ ein durchweg stimmiges Werk.

„The Story Remains“ ist ein ziemlich ambitioniertes, wenn nicht gar visionäres Album – nicht weil es stilistisch wegweisend wäre, aber weil es in jedem Fall eine klare Vision kreativen Schaffens benötigt, um derart vielschichtige Musik erfolgreich umzusetzen. Stilistisch irgendwo zwischen Fantasyfilm-Soundtrack und Power Metal angesiedelt, ruft die Musik von FAIRYLAND Erinnerungen an viele andere Bands wach und ist doch mit keiner so richtig zu vergleichen, was für ein ebenso spannendes wie kurzweiliges Hörerlebnis sorgt. Um sie mal eben zwischendurch zu hören, ist die Platte bei all ihrer Eingängigkeit doch zu sperrig. Wer aber etwas Zeit und Muße mitbringt, wird von „The Story Remains“ mit Kopfkino im Hollywood-Format belohnt.

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Wertung: 7.5 / 10

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