Review Faithless – Faithless 2.0

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Electronic

Wenn ein Name aus dem (rein) elektrischen Bereich neben Depeche Mode in der Metal-Szene Etablierung erfahren hat, dann ist das vermutlich FAITHLESS. Mitte der 90er gegründet, veröffentlichte das Trio ein paar Scheiben mit einigen Hits, der Bekanntheitsgrad erstreckte sich alsbald von den Tanzflächen auf diverse heimische Plattenteller. 2011 löste sich die Truppe auf, dieses Jahr kam es zur Wiedervereinigung, die mit einer Europa-Tour und der Veröffentlichung von „Faithless 2.0“ gebührend begangen wird.

Die vorliegende Doppel-CD ist jetzt allerdings nicht wirklich neuer Stoff. Teil I beinhaltet Remixe einiger der größten Hits und wichtigsten Songs, Teil II ist, nun ja, eine Zusammenstellung ebendieser Lieder im Original (wenn man von alternativen Versionen von „Insomnia“ und „Mass Destruction“ absieht).
Bei Metallern sorgen Remixe in der Regel für dezentes Unbehagen, wird doch die ursprünglich gitarrenbasierte Musik oft bis zur Unkenntlichkeit verfremdet und ist dann in vielen Fällen nur noch mit sehr viel gutem Willen zu ertragen. Offensichtlich gibt es dafür aber einen Markt und nicht bestreitbar ist eben der Umstand, dass ein solcher Remix durchaus einen hohen Anteil „neuer“ Musik hat. Der Sinn, im Elektronikbereich ebenso zu verfahren, erschließt sich nicht immer, denn groß sind die Abweichungen vom Original meistens nicht. Und so ist es auch kein Wunder, wenn der in diesem Genre vielleicht etwas naive Metalfan kaum Unterschiede wahrnimmt, wenn er dem ersten Teil von „Faithless 2.0“ lauscht. Das angesprochene „Insomnia“ liegt mittlerweile in gefühlt dutzenden Versionen vor, aber jede für sich ist cool und so gehen FAITHLESS auch bei der Compilation kein Risiko: Die Nummer muss einfach an Platz I.
Dem sicheren Einstieg folgen alsbald weitere starke Nummern, „God Is A DJ“ kennt man auch außerhalb von Diskotheken, „Salva Mea“ ließe sich aufgrund der epischen Länge, der schönen Melodien, des ausgefeilten Spannungsbogens und den anspruchsvollen Strukturen gar als progressiv bezeichnen. Dabei fallen vor allem zwei Punkte positiv ins Auge, die der technoiden Musik sonst leider oft abhanden kommen: Zum einen das phantasievolle Songwriting, welches Abwechslung sehr groß schreibt. Zum zweiten natürlich die angenehme Stimme von Front-Rapper Maxi Jazz. Natürlich sind beides keine Neuigkeiten, wenn man eine Best-Of in den Händen hält, aber durchaus immer wieder eine Erwähnung wert. So lavinieren sich FAITHLESS also durch den ersten Teil ihrer Comeback-Veröffentlichung, Fans der Band, die alle CDs ihr Eigen nennen, werden hier fündig, wenn es um neuen Stoff der Lieblinge geht.

Diejenigen hingegen, die sich nicht seit 20 Jahren mit der Musik der Briten beschäftigen, könnten mehr Freude an „Faithless 2.0“ Part II haben. Denn hier reibt sich der Hörer bald verwundert die Ohren, FAITHLESS sind ja nicht nur elektronisch, der housig-trancige Sound wird immer wieder durch Trip-Hop-Elemente aufgelockert, was die Verwendung „echter“ Instrumente zur Folge hat. So ist „Don´t Leave“ mit seinen sanften Akustikgitarren kaum wiederzuerkennen, auch wenn im Hintergrund immer wieder einige Effekte aus der Konserve den Sound bereichern und das Schlagzeug ebenfalls einprogrammiert ist, das geht schon in die Richtung Song, die man von Hause aus gewöhnt ist. Das soll jetzt die sonstige Ausrichtung der Band keineswegs diskreditieren, wie eingangs erwähnt sind FAITHLESS über Genregrenzen hinaus eine ernstzunehmende Band. Trotzdem fällt es leichter, Dinge zu bewerten, zu denen man unmittelbaren Vergleich hat. „Don´t Leave“ zählt dazu, eine schön anzuhörende Ballade, neben den natürlich erneut vertretenen „Insomnia“ und „God Is A DJ“ sicher ein Highlight.
Ein weiteres ist erneut „Salva Mea“, welches in seiner Originalversion zu Beginn bedächtig, fast orchestriert intoniert wird. Der elektronischere Mittelteil erinnert sehr stark an die Melodien und Beats von „Insomnia“, was dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass beide auf dem Debütalbum der Band („Reverence“) vorzufinden sind.

Ist „Faithless 2.0“ nun die Platte, die sich die Freunde der Briten erhofft haben? Das etablierte „Jein“ ist die Antwort. Einerseits ist die Zusammenstellung gelungen und bietet einen guten Überblick über das Schaffen von FAITHLESS, zudem sind die Remixe ja tatsächlich neuer Stoff. Andererseits liegt da aber auch der Hund begraben, gerade die Fans, die sicher am meisten ein Comeback herbeigesehnt haben, dürften mit der Musik reichlich ausgestattet sein und sollten somit nicht zu viel erwarten. Eine ganz neue Scheibe wäre vielleicht angebracht, so kann man „Faithless 2.0“ zum Kennenlernen der Band durchaus in Erwägung ziehen, ansonsten lohnt es aber eigentlich nur für Alleskäufer.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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