Review Ferndal – Ferndal

  • Label: Einheit
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Black Metal mag als eine der puristischsten Metal-Spielarten verschrien sein, dennoch haben viele Bands schon in den 90er Jahren die Stilrichtung immer wieder mit Einflüssen anderer Genres angereichert – auch mit klassischer Musik. So zählen viele Gruppen nicht nur Black-Metal-„Klassiker“ wie Darkthrone oder Burzum, sondern eben auch wortwörtliche Klassiker wie Wagner, Chopin und Schubert zu ihren Einflüssen. Auch die deutschen Newcomer FERNDAL haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese beiden Einflüsse miteinander zu kombinieren, dies allerdings ganz ohne im Fahrwasser von Dimmu Borgir & Co zu schwimmen. Mit herkömmlichem Symphonic Black Metal hat ihr selbstbetiteltes Debüt nämlich nur wenig zu tun.

Um gleich vorweg eines klarzustellen: Auch wenn FERNDAL mit Alboîn und Abaros (beide von Eïs) zwei Musiker in ihren Reihen haben, die sich im Black Metal bereits einen Namen gemacht haben und die tatsächlich auch ein Garant für Professionalität sind, so sollte man FERNDAL dennoch nicht als „ihre Band“ bezeichnen. Die Hauptsongwriter sind nämlich Sänger und Bassist Sorathiel sowie Cellistin Lestaya. Dass die Songs also nicht nur dem Geist erklärter Schwarzmetaller entsprungen sind, merkt man sofort: Zwischen den konventionellen Black-Metal-Songs sind es vor allem die Stücke mit klassischen Instrumenten wie Streichern, Klavier und Kirchenorgel, die FERNDALs Debütalbum einen großen Wiedererkennungswert verleihen.
Das Intro „Ouverture“ und das Outro „Coda“, aber auch das überaus gelungene Cover von Windirs „Arntor“ gehören ganz und gar Lestayas Instrumentalkünsten, der Black Metal hat hier Pause. Insbesondere das ungewöhnliche Windir-Cover mit seinen tristen Streichern, die im späteren Verlauf plötzlich lebhafter klingen und von virtuosen Klavierarrangements umspielt werden, zieht von Anfang an die Aufmerksamkeit auf sich. Im Vergleich dazu wirkt der Black-Metal-Anteil der Platte leider allzu gewöhnlich. Zwar gelingt es FERNDAL, ein durchwegs stimmiges Ganzes aus kernigen Screams, überwiegend schwermütigen Tremolo-Riffs und kraftvollem Drumming zu formen, die große Begeisterung bleibt jedoch aus.
Das liegt zum einen daran, dass man der eintönigen melancholischen Melodien bald überdrüssig wird, Ausbrüche nach oben wie das intensive Riffing mitsamt Blast-Beats zu Beginn von „In die Freiheit“ bilden die Ausnahme. Andererseits fehlt es dem immer wieder eingesetzten Klargesang viel zu oft an Kraft. Dem Titeltrack verleihen FERNDAL damit noch eine gewisse Erhabenheit, danach wirken die Cleans jedoch entweder zu pathetisch („In die Freiheit“) oder schwachbrüstig („Ein später Gast“).

Die eigentliche Enttäuschung – abgesehen vom kraftlosen Gesang und den eher unauffälligen Black-Metal-Elementen – ist jedoch die Tatsache, dass FERNDAL es (noch) nicht geschafft haben, die klassischen Stilmittel konsequent in ihren Sound zu integrieren. Schwarzmetall und Klassik stehen auf „Ferndal“ nur nebeneinander, durchdringen einander jedoch nicht. So finden sich auf dem ersten Werk des Quintetts ein paar schöne Klassik-Kompositionen und demgegenüber eher durchschnittliche Black-Metal-Tracks, nur eben kein einziger Song, der „alles“ hat. Das Konzept, dem sich FERNDAL gewidmet haben, hat durchaus Potential und schlecht ist ihr selbstbenanntes Erstlingswerk keineswegs – aber nun mal auch nicht so beeindruckend wie erhofft.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert