Review Fleshkiller – Awaken

Wen das Comeback von Extol vor vier Jahren vor allem deswegen erfreute, weil dadurch endlich wieder der warme Klargesang von Ole Børud auf der Bildfläche erschien, den wird dessen Extol-unabhängiges Musizieren mit seinem neuen Projekt FLESHKILLER hochgradig erfreuen. Denn Børuds Gesang ist das erste – und vielleicht auch letzte – markante Merkmal, was im Ohr bleibt, sobald FLESHKILLERs Debüt „Awaken“ einmal durch den Player gelaufen ist.

Betitelt als Supergroup, verbirgt sich hinter dem Quartett der Zusammenschluss von Børud, seinem Landsmann und Shining-Bassisten Vistnes, dem The-Burial-Sänger Mullins sowie dem eher unbekannten Sjøen. Was nicht so recht nach Supergroup im Borknagar– oder Lindemann-Sinne klingt, entpuppt sich auch musikalisch eher als Ernüchterung anstatt als „one of the most anticipated extreme metal albums of 2017„, wie das Plattenlabel von FLESHKILLER zu berichten weiß. Denn obgleich sich das norwegische Qualitätslabel Indie Recordings solche Ankündigungen meistens mit bestem Gewissen erlauben darf, passt diese bei „Awaken“ nun wirklich nicht. Dabei scheitern FLESHKILLER nicht etwa daran, keine schlechte Musik zu produzieren, sondern an den Erwartungen, die durch das Management und die Presse in die Höhe getrieben wurden. Würde dieses Album als das behandelt werden, was es darstellt, nämlich das Debüt einer neuen Band, hätte „Awaken“ wenigstens die Möglichkeit, sich zu beweisen. So müssen sich FLESHKILLER ihre Vorschuss-Lorbeeren verdient machen, was sie mit diesem dafür viel zu magerem Material nicht schaffen.

Sprudelt der Opener „Parallel Kingdom“ noch so aus sich heraus und mag das Intro von „Wisdom“ anfänglich darauf hinweisen, dass sich FLESHKILLER tatsächlich dem Extreme Metal verschrieben haben, so muss man dem Quartett nur etwas Zeit lassen, um zu zeigen, dass ihr Debüt „nur“ eine zu Anfang spannende Verschmelzung von Prog-Riffs, einem Death-Metal-Sänger (Mullins) sowie dem Charakteristikum von Extol (Børud) darstellt. Eine Verschmelzung, der es an wirklich bemerkenswerten Riffs, catchy Leads, einem abwechslungsreichen Drumming und per se an Alleinstellungsmerkmalen fehlt. Vistnes geht zu sehr unter, Mullins keift für gewöhnlich, Børud trällert ab und an dazwischen und ihr gemeinsames Gitarrenspiel ist eher zweckmäßig begleitend anstatt interessant.

Als ein Debüt ist „Awaken“ natürlich nicht der große Wurf, der allerdings auch selten bei einem Erstling zu beobachten ist. Zu unausgegoren, mit zu wenig Kanten, kaum mit  kreativer Überzeugungskraft versehen und in einem schnell langweilenden Songaufbau gepresst, wirken die Songs nicht in dem Moment, in dem sie laufen, und hallen auch nicht danach im Ohr nach. Wesentlich enttäuschender als dieses mittelprächtige Erscheinen in der Musiklandschaft ist allerdings das freche Promoten dieser Musik; weder Fisch noch Fleisch, weder Prog Metal noch Extreme, sondern sich stattdessen bedienend aus beiden, spielen FLESHKILLER eine Mischung, bei der es an zu vielen Stellen hapert, um es ernsthaft als „one of the most anticipated […] albums“ bewerben zu dürfen.

Wertung: 5 / 10

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