FRAMES schaffen es alleine durch Äußerlichkeiten einen gewissen Anspruch zu suggerieren. Ob nun der proggy klingende Bandname, der nüchterne Albumtitel oder das Cover, das man wohl eher von einer nebulösen Dark-Folk-Band erwarten würde – oder wohl eher eine Kombination aus den drei Faktoren – lässt den potenziellen Hörer auf Musik hoffen, die anders ist, als der Rest. Und FRAMES werden diesem Anspruch auch gerecht. Nur anders, als man denkt.
„In Via“ bewegt sich unglaublich vielseitig zwischen den verschiedensten Genres, die man spontan als tendenziell sophisticated bezeichnen würde. New Artrock, Alternative Rock, aber auch mal eher für klassischen Post Rock typische Gitarrenwände oder brachiale, rhythmische Metalriffs, hier wird alles in einen Topf geworfen, wovon man jetzt gar nicht mal zwingend vermuten würde, dass es 1a zusammenpasst. Irgendwie klappt es aber doch, „In Via“ ist sicherlich ein äußerst dynamischer, durchdachter Brocken Musik, der das zerbrechliche, introvertierte Element ebenso gut beherrscht wie das ruppige, grobe. Dabei spielt nicht zuletzt das Klavier eine interessante Rolle, welches, egal, ob es bedächtig oder flott bespielt wird, immer präsent ist und dem Sound ein vages Gefühl von Ruhe verleiht.
Von einzelnen Songs zu sprechen, ergibt hier überhaupt keinen Sinn, ist „In Via“ doch, man sollte es gar nicht mehr anders vermuten, eine 65minutige Einheit, in der es zwar durchaus Höhen und Tiefen gibt, die sich aber offensichtlich nicht eignet, auseinandergerissen zu werden. Irgendwie erinnert das Feeling des gesamten Albums ein wenig an Soundtracks von guten alten japanischen Rollenspielen. Das ist alles immer sehr entspannt und besitzt eine innere Logik, die es schafft, das gesamte Album ohne atmosphärischen Ausrutscher vorüberziehen zu lassen.
Ohne Ausrutscher, aber leider auch vollkommen ohne Höhepunkte. Wie die Hintergrundmusik in Videospielen eignet sich auch die Musik von FRAMES wunderbar, um hauptsächlich etwas anderes zu tun. Denn so perfekt das hier prinzipiell gemacht ist, die ergreifenden Momente, das Gefühl, dass man hier etwas wirklich Bedeutsames hört, das stellt sich bei mir nicht ein. Keine großen Melodien, keine schwellende Spannung, keine ekstatischen Ausbrüche, sondern ein durchorganisiertes, aber entsprechend emotionsloses Stück Musik.
„In Via“ ist ganz toll als Hintergrundbeschallung, aber jedesmal, wenn man sich bewusst mit der Scheibe auseinandersetzt, schmerzt es einen, dass FRAMES ein so exzellentes Drumherum aufbauen, wirklich Denkwürdiges zu leisten und es dann an der eigentlichen Essenz so sehr fehlen lassen. Trotz der musikalischen Leistung, die hier zweifelsohne vollbracht wird, könnte man diese Platte auch problemlos im Kaufhaus und am Flughafen spielen, wirklich fordernder oder spektakulärer präsentiert sie sich leider nicht.
Der Bandname FRAMES trifft auf den Kopf, was „In Via“ ausmacht: Ein genialer Rahmen, dem aber das Bild fehlt – ein Album, dem die Aussage fehlt.
Wertung: 5.5 / 10