Review Frostreich – Stella Polaris

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Es ist noch nicht lange her, da beehrte uns Florian B., in der Szene wohl eher unter seinem Pseudonym Wynthar geläufig, mit dem Debütalbum „Geistfahrt“. Nur ein Jahr später legt er nach (ein unbestreitbarer Vorteil eines Ein-Mann-Projekts) und präsentiert mit „Stella Polaris“ die zweite Platte, die er wieder in nahezu kompletter Eigenregie geschrieben und produziert hat. Lediglich die Gesangsaufnahmen und das Mastering fanden auswärts statt.

Keine schlechte Idee, daheim hatte er Zeit, genug mit Sounds zu experimentieren, so dass der Sound durchaus ordentlich ist und einen kleinen Qualitätssprung im Vergleich zu „Geistfahrt“ darstellt. Das Mastering in wirklich „professionelle“ Hände zu geben, erweist sich dabei als richtig, das Shredsound Studio hat dabei gute Arbeit geleistet.
Für eine Veröffentlichung im Black Metal also eine überraschend fundierte Basis, da macht das Hören der Musik gleich viel mehr Spaß. Allzu viel Neues hat Wynthar zwar nicht im Gepäck, nach wie vor agiert er in allen Feldern, die das Genre zulässt: Blast-Beats, Double-Bass, flinke Gitarrenläufe, harsche Vocals beschreiben die musikalische Vorgehensweise ganz gut. Dazu arbeitet er mit dezenten Keyboards, legt auch mal Hall auf die Stimme und erzeugt so eine episch-dramatische Stimmung, die eine frostige, aber irgendwie auch angenehme Atmosphäre kreiert. Dazu tragen häufige Tempowechsel bei, auch die Akustikgitarre ist FROSTREICH nicht fremd.
Das Songwriting selber ist ein bisschen, aber nur ein kleines bisschen eingängiger geworden. Weiterhin laufen die erst durchschnittlich nach sieben oder acht Minuten ins Ziel, aber damit liegt man schon mal ein gutes Stück unter den Zeiten von „Geistfahrt“. Da „Stella Polaris“ es aber nicht auf Massenkompatibilität anlegt, sondern für Liebhaber und Musikversteher geschrieben wurde, fällt dies für den Otto-Normal-Konsumenten kaum ins Gewicht.
Für diesen dürfte auch das lyrische Konzept einigermaßen wenig zugänglich sein. Wynthar holt etwas aus und beschreibt die Metapher des „Stella Polaris“ (= Polarsterns) auf die heutige Gesellschaft. So war der Polarstern schon immer ein fixer Orientierungspunkt, wenn alle anderen Instrumente versagten. Und so sehnen sich Menschen in der postmodernen Gesellschaft, die mitunter eine Entfremdung des Individuums zur Folge hat, nach einem Wegweiser für Moral und Normen.

Mit „Stella Polaris“ hat FROSTREICH erneut ein interessantes Album vorgelegt. Fortschritte im Vergleich zum Debüt sind vorhanden, Luft nach oben bleibt nach wie vor, so fehlt es trotz der verkürzten Songlängen doch ein wenig an Abwechslung, am besten hört man die Platte am Stück, denn keine Nummer sticht so wirklich aus der Masse heraus. Daran kann Wynthar noch arbeiten, aber diese solide Arbeit ist es wert, auch schon jetzt mal angetestet zu werden.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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