Review Frozen Ocean – Transience (Compilation)

[Ambient / Black Metal] Gerne möchte ich den Kopf des Projektes FROZEN OCEAN fragen, was er sich bei seinem neusten Output „Transience“ eigentlich gedacht hat; legte der Russe Vaarwel nämlich noch im letzten Jahr eine gut in Erinnerung gebliebene EP namens  „The Prowess Of Dormition“ vor, die vor Eingängigkeit und Energie nur so strotzte, liefert er nun eine Platte ab, die den Hörer ratlos zurücklässt. Anstatt wie zuvor auf frisch klingenden Black Metal zu setzen, steht der Banner von FROZEN OCEAN nun auf einem Album aufgedruckt, dass vieles von dem vermissen lässt, womit „The Prowess Of Dormition“ punkten konnte, zumal „Transience“ einem sehr holprigen Ritt durch Ambient, Black Metal und Electronica gleicht.

Doch vorweg sei Vaarwel zugute gehalten, dass er keinen Genre-Bruch im stillen Kämmerlein vollzog, sondern der Russe bereits zuvor mit Alben aufgefallen ist, deren Inhalt stark elektronisch und/ oder instrumental geprägt war. Von den elf bisherigen Alben dürfen sich somit nicht alle zum Black Metal zugehörig fühlen, denn FROZEN OCEAN stellt mehr ein musikalisches Projekt dar statt ein klar erkennbares Konzept. Vaarwel scheint nicht um (irgendeine) Genre-Zugehörigkeit bemüht zu sein, sondern presst stattdessen die Eindrücke und Ideen auf einen Silberling, die ihn aktuell beschäftigen. Löblich, fernab aller Schubladen sich selbst, mit allen musikalischen Nuancen verwirklichen zu wollen. Ärgerlich allerdings für die Hörer, die sich beim Kauf von „Transience“ in der Sicherheit wähnen, den Nachfolger von „The Prowess Of Dormition“ in den Händen zu halten.

Um Licht in das Dunkel zu bringen, sei jedem potenziell Interessierten die Künstler-Seite von FROZEN OCEAN auf der Web-Präsenz der Agentur ans Herz gelegt, denn erst dort wird klar, weswegen das Album merkwürdig, stellenweise unbeholfen zusammengesetzt wirkt: „Transience“, unterteilt in drei Teile namens „Aether“, „Nether“ und „Tether“, ist eine Art Kompilation, oder wie die Plattenfirma in weitaus geschwolleneren Worten zum Ausdruck bringt, „a guide to [Vaarwels, Anmerk. d. Red.] kingdom, a traveller’s almanac that reveals the breathtaking order within the daunting chaos„. „Aether“ repräsentiert dabei Vaarwels rein instrumentale und bemerkenswert fade Ambient-Seite, die sich Klimax-arm und vollkommen zäh in viel zu langen Songs erstreckt, während „Nether“ den Part von FROZEN OCEAN zeigt, der voller schwarzmetallischer Stärke nur so strotzt und mit dem gelungenen Verbund von elektronischen Komponenten nach vorne prescht. Unverbrauchter Sound, äußerst eingängige Songs: Wer FROZEN OCEAN deswegen schätzt, sollte „Aether“ getrost skippen!

„Tether“ stellt ebenfalls einen Bruch zum vorherigen Teil dar, ist weder ein Stück „Aether“ noch ein Stück „Nether“, denn selbst wenn die ersten vier Tracks von „Transience“ mit langweilig noch zu positiv umschrieben werden, schafft es Vaarwel in allen drei Teilen gut, die von dem entsprechenden Genre ausgehende Stimmung einzufangen. Die karge Monotonie in „Aether“, das kraftvolle Aufbrausen in „Nether“ und das stimmungsvolle, mit sanften Melodien ausgestattete „Tether“: Zusammen ergeben die drei tatsächlich das, womit die Agentur in großen Worten wirbt – und was ihr hier kostenfrei herunterladen könnt.

Eine Band, drei verschiedene Stile? Wen das neugierig macht, entdeckt mit „Transience“ im besten Fall drei Richtungen, die das Interesse für FROZEN OCEANs gesamte Diskografie wecken könnte, obgleich nochmal deutlich darauf hingewiesen sei, dass das Flair der ersten vier Tracks deutlich besser von Lustre eingefangen wird.

Keine Wertung

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