Review Fyrnask – Fjorvar Ok Benjar

In seiner Muttersprache zu texten ist was Feines, alternativ bieten sich die Schulsprachen Englisch und Französisch bzw. mittlerweile auch Spanisch oder Italienisch an – das nicht immer einfache Latein klammere ich hier mal aus. Seit es von Falkenbach salonfähig gemacht wurde, fühlen sich aber immer wieder Bands dazu berufen, in gänzlich anderen Gebieten zu wildern. Da macht – der Name verrät es beinahe schon – auch das deutsche Ein-Mann-Projekt FYRNASK keine Ausnahme, bedient sich Einzelkämpfer Fyrnd doch allerlei nordischem Wortgut. Die isländische Übersetzung des Bandnamens lautet „älter werden“.

Fjorvar Ok Benjar stellt das Demo-Debüt von FYRNASK dar, ob das sein musste, lassen wir erstmal dahingestellt und wenden uns der Musik zu. Black und Ambient steht auf der Fahne und das kann passen, muss aber nicht. Erste Durchläufe lassen den Verdacht aufkeimen, dass Fyrnd es sich in dieser Richtung recht leicht machte, er mischt die Stile selten in den Songs an sich, sondern teilt es eher in einzelne Songs oder zumindest Songpassagen auf. Dadurch geht etwas Potential verloren, die harten Parts hätten man durchaus noch ambientös erweitern können, um noch etwas Atmosphäre hinzuaddieren zu können. Los gehts mit einem Anruf an den Hörer (Vos Qui Transitis = Euch, die Ihr hinübergeht). Ich nehme es mal als Einladung, mir die knappe Stunde Musik anzuhören, deren größtes Manko eigentlich ist, dass sie keines hat. Präziser ausgedrückt: die Musik bietet auf der einen Seite wenig Angriffsfläche, aber eben auch keinen Raum für himmelstürmende Lobhudeleien. Fyrnd verzichtet weitgehend auf unnötige Spielereien, sondern bleibt der stringenten Linie treu. Progressivität wird alleine durch die Länge der Songs erreicht, so kommt Forderver Den Første Vanndråpen auf über achteinhalb, Diese Asche… sogar auf über neun Minuten, dazu gibt es noch drei Siebenminüter.

Ein wenig Geduld muss man also schon mitbringen, zumal Forderver Den Første Vanndråpen meiner Meinung nach der anhörenswerteste Song ist. Der Rest fällt dagegen nicht komplett ab, hier und da blitzen schon noch mal spannende Momente auf. Tre Og Tegn sei hier genannt, akustisch beginnt es und steigert sich im Verlaufe mehrmals, um auch kleinere Verschaufpausen einzulegen. Hier wird das Black-Ambient-Konzept vielleicht noch am ehesten im Sinne des Erfinders umgesetzt. Am Sound muss nicht gemeckert werden, so wie es klingt, klingt es vernünftig. Das heißt jetzt nicht, dass ich es genauso gemacht hätte, insgesamt macht es aber trotz der etwas weichgekochten Gitarre den Eindruck, als wenn man in diesem Bereich keine Abstriche machen musste.

Muss man Fjorvar Ok Benjar haben? Leute, beantwortet Euch die Frage selber, das Internet gibt diesbezüglich ja einiges her. FYRNASK hat Potential, müsste sich zukünftig aber mehr auf die Umsetzung der gesteckten Ziele besinnen. Recht guter Durchschnitt, wo man schon nicht mehr von Stückwerk reden muss, aber eben noch kein Highlight. Labels sollten trotzdem ein Ohr riskieren.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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